Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs, und Frank Scholze, Generaldirektor der Deutschen Nationalbibliothek, beschäftigen sich im Leitartikel der November-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Thema Resilienz im Kulturgutschutz und mit kulturgutbezogener Notfallvorsorge. Die Verantwortung für das Kulturerbe, auch angesichts zunehmender Katastrophenereignisse, wiege für Einrichtungen wie das Bundesarchiv und die Deutsche Nationalbibliothek besonders schwer. „Ein Katastrophenfall hätte (…) für beide Einrichtungen den irreversiblen Verlust von buchstäblich ‚ein-maligem‘ Kulturgut zur Folge“, so die Autoren.
Die gute Nachricht laute: „Wir müssen dafür nicht bei Null beginnen.“ In den vergangenen Jahren sei auf nationaler und internationaler Ebene ein konkreter Handlungsrahmen erarbeitet worden, der dem Aufbau von Resilienz im Kulturgutschutz diene. Allerdings sehen die Autoren eine Kluft zwischen den theoretischen Lösungen und den praktischen Maßnahmen. Wirksamer Kulturgutschutz vollziehe sich „in großem Maßstab und über lange Zeiträume“. Dafür brauche es auch die konsequente Unterstützung durch die Politik und die verlässliche Bereitstellung von Haushaltsmitteln. Und: „Die Politik muss schlussendlich Strukturen schaffen – und vor allem konsolidieren –, damit Wissen gebündelt, Erfahrungen ausgetauscht und Best Practices nachgenutzt werden können.“
„Wer hingegen glaubt, dass ‚Kulturgutschutz light‘ das Schlimmste verhindern werde und sich ansonsten in Zweckoptimismus übt, der sollte sich vergegenwärtigen, dass es ‚Hochwasser light‘ ebenso wenig gibt wie ‚Hitze light‘“, so Hollmann und Scholze. Eindringlich erinnern sie daran, dass unser kulturelles Erbe unersetzlich ist: „Wenn wir es verlieren, bleiben nur Lücken, die durch nichts gefüllt werden können.“
Der Herausgeber von Politik & Kultur und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: „Der Leitartikel in der November-Ausgabe von Politik & Kultur widmet sich einem sehr wichtigen Thema, das noch allzu oft auf die leichte Schulter genommen wird. Angesichts von Umweltkatastrophen, Klimawandel und der Kriege in der Welt, die seit mehr als zwei Jahren auch wieder Europa erreichen, ist es eine zentrale Aufgabe von Kulturinstitutionen und Politik, sich um Resilienz und Notfallvorsorge im Kulturgutschutz zu kümmern. Was wir brauchen ist ein Kulturschutz-Hilfswerk, dass nach dem Vorbild des Technischen Hilfswerks (THW) Kulturgüter im Fall von Naturkatastrophen oder Kriegen schützt und sichert. Das Hilfswerk könnte Gerätschaften und Hilfsmittel bündeln und diese in Notfällen, wie Überschwemmungen und Feuer, bundesweit zur Verfügung stellen. Auch bei Kriegen, wie wir sie gerade bei der massiven Zerstörung von Kulturgut in der Ukraine durch Russland erleben müssen, könnte in der Zukunft mit einem solchen Hilfswerk effektive Hilfe geleistet werden.“
Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Kulturrats