Erstmals hat sich der Vorstand des VDR in einer Videokonferenz zusammengeschaltet. Aus unserer Sicht gelang dies erstaunlich gut. Auch wenn ein solches Online-Meeting das persönliche Treffen nicht ersetzen kann, hat es Spaß gemacht, die vielen Kollegen und Vorstandsmitglieder endlich wiederzusehen, Themen zu präsentieren und zu diskutieren. Dabei ging es um die Erstellung eines Berufsbildes, die Vernetzung des Verbandes mit den Restaurierungsstudiengängen und Spitzenpolitikern, anstehende Veranstaltungen sowie Katastrophenmanagement und Arbeitsschutz als neue Themenfelder, die künftig aktiv bearbeitet werden sollen.
Mit Spannung wählten sich am Vormittag des 21. Juni 2020 die Teilnehmer zur ersten Videokonferenz des VDR-Vorstands ein. Passenderweise kamen zur 39. Vorstandssitzung genau 39 Vorstandsmitglieder und Geschäftsstellenmitarbeiter zusammen. Und genauso passend fiel der Termin auf die Woche des bundesweiten Digitaltags 2020. Nach ein wenig Smalltalk und – wo erforderlich – kurzer technischer Hilfestellung, konnte die Sitzung wie geplant beginnen. VDR-Präsident Sven Taubert berichtete über die zurückliegenden Monate, die für den Verband einige Herausforderungen mit sich brachten, genauso wie für viele seine Mitglieder. Im VDR mussten die ursprünglich für März angesetzte Vorstandssitzung sowie viele andere Veranstaltungen abgesagt und verschoben werden. Die Arbeit der Geschäftsstelle verschob sich vermehrt ins Homeoffice. Glücklicherweise war man hier aber technisch schon länger recht gut ausgerüstet und seit Jahren gewohnt, auch aus der Ferne miteinander zu agieren. Die bedeutendste Herausforderung bestand in der Suche nach digitalen Lösungen für die anstehenden Sitzungen. Neue Plattformen, auf denen man mit einer recht großen Zahl an Mitgliedern komfortabel, kostengünstig sowie datenschutzkonform kommunizieren und auch Präsentationen einbinden kann, wurden getestet. So habe die Coronakrise den VDR durchaus positiv befördert und neue Möglichkeiten auch für die Zukunft eröffnet.
Das im November 2019 neu gewählte Präsidium mit Sven Taubert, Gisela Gulbins, Susanne Danter, Julia Brandt und Dirk Sturmfels freute sich, sich kurz vorstellen zu können. Genauso präsentierten sich die neu gewählten Vorsitzenden der Fach-, Interessen- und Landesgruppen. (Über die Neubesetzungen berichteten wir bereits in vorherigen Newslettern.)
Auf der Tagesordnung stand wie immer der Haushaltsplan, nach dem das Geschäftsjahr 2020 voraussichtlich mit mindestens einer schwarzen Null abschließen wird.
Vor allem interessierten die berufspolitischen Belange:
Paul Grasse, berufspolitischer Referent in Berlin, berichtete, dass der VDR dabei ist, ein Berufsbild zu erstellen, in dem die wichtigsten Tätigkeiten und Voraussetzungen des Berufs Restaurators gelistet sind. Beschrieben werden sollen alle Tätigkeiten, die in der Ausbildung und Ausübung des Berufs ausgeführt werden. Zudem sollen teilweise auch Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten dargelegt werden. Eine solch umfassende Beschreibung liegt derzeit noch nicht vor, ist aber wichtig für die Präsentation der Berufsgruppe, zumal viele Anfragen von außen kommen.
Zum andern ist der VDR dabei, die Zusammenarbeit mit den Hochschulen zu intensivieren. Entstehen soll vor allem ein bundesweites Netzwerk, in dem sich Vertreter der VDR-Interessengruppe Restauratoren in Ausbildung, Vorsitzende der VDR-Landesgruppen und Lehrende der Konservierung-Restaurierung zu berufsrelevanten Themen austauschen und auch Informationsveranstaltungen für Studierende gestalten. Die Studienanfänger sollen zudem Willkommenspakete des VDR erhalten.
Die Geschäftsführerin Christiane Schillig berichtete, dass bedingt durch die Coronakrise die Geschäftsführer*innen des BFB – darunter auch der VDR – durch regelmäßige Videokonferenzen mit Spitzenpolitikern aller Parteien enger zusammengewachsen sind. Die Politiker haben sich aufmerksam auch die Interessen der Restaurator*innen angehört. Hier entstand zusammen mit den Architekten und Ingenieuren eine größere Lobby, die auch über die Coronakrise hinaus weiter Wirkung erzielen möchte.
Zum Veranstaltungsbereich berichtete Vizepräsidentin Gisela Gulbins, dass die meisten VDR-Tagungen um ziemlich genau ein Jahr verschoben wurden. In 2020 finden somit lediglich noch der Europäische Tag der Restaurierung am 11. Oktober 2020 und die Messe denkmal vom 5.-7. November 2020 statt. Der Europäische Tag der Restaurierung soll in diesem Jahr auch digitale Aktionen beinhalten. Restaurator*innen sind aufgerufen, sich zu beteiligen. Hierfür steht unter www.tag-der-restaurierung.de/mitmachen eine Handreichung mit Hilfestellungen bereit. An den Messen denkmal und Mutec wird der VDR das Jahr des Industriellen Kulturguts in Sachsen zum Anlass nehmen, am Stand speziell diesen Fachbereich verstärkt zu präsentieren. Vorschläge für Objekte, Vorträge und Präsentationen aus der Mitgliedschaft werden aktuell gesammelt. Ideen sind willkommen!
Weiteres zentrales Thema war das Thema Katastrophenmanagement und Kulturgüterschutz. Hier möchte sich der VDR verstärkt engagieren. Eine Mitglieder-Umfrage, die im Nachgang der Sitzung lief, sollte dabei helfen, die vorhandene Expertise im Verband zu ermitteln, die Bereitschaft, diese Expertise bei Katastropheneinsätzen zur Verfügung zu stellen und das Interesse der Mitglieder an einer Fortbildung in diesem Gebiet zu eruieren. Mittlerweile ist die Umfrage abgeschlossen. Das Thema stieß auf großen Zuspruch. Entsprechend wird daran weitergearbeitet werden.
Ein völlig neues Themenfeld präsentierte Vizepräsidentin Susanne Danter. Aus der Mitgliedschaft sei an das Präsidium der Wunsch herangetragen worden, sich mit der Schwierigkeit des Schadstoffnachweises in Sammlungen zu befassen. Sie berichtet, dass das Präsidium sich dazu beraten hat und entsprechend vorschlägt, einen Arbeitsausschuss für Arbeitssicherheit (u.a. Schadstoffbelastungen) einzurichten, der sich mit diesem Thema erweitert um den gesamten Bereich der Arbeitssicherheit befassen möge. Dieser Vorschlag wurde von den restlichen Vorstandsmitgliedern im Abstimmungsverfahren mit großer Mehrheit begrüßt, sodass es auch hier demnächst Neues zu berichten geben wird.
Cord Brune, Vorsitzender der Fachgruppe Präventive Konservierung, fasste zudem den aktuellen Stand in Sachen Stickstoff als Biozid zusammen. Erfreulicherweise wird es eine Ausnahmeregelung für die Verwendung des Anoxia-Verfahrens gegen Schädlinge an Kunst- und Kulturgut auch in Deutschland geben. Allerdings wird diese zeitlich beschränkt sein. (Wir berichteten bereits im Juni.)
Auf Wunsch aus der Mitgliedschaft wurde außerdem darüber beraten, ob sich der VDR dafür einsetzen kann, dass Restauratoren die Möglichkeit haben, in die Künstlersozialkasse (KSK) einzutreten. Erfolglose Bemühungen und Gespräche in diese Richtung gab es bereits in der Vergangenheit, wobei man von diesen Bestrebungen abgerückt sei, da die Aufnahme in die KSK immer darauf beruht, eine künstlerische schöpferische Leistung der Restauratoren nachweisen zu müssen, die so in der Regel nicht gegeben ist. Der Weg die KSK zu bitten für unsere Berufsgruppe ihre Aufnahmekriterien umzuformulieren, sei unrealistisch. Zudem seien die Monatsbeiträge zur KSK zunächst kostengünstig, würden aber mit langjähriger Berufstätigkeit und größeren Jahreseinnahmen enorm steigen, sodass dies nicht als die beste Form der Absicherung empfunden wird.
Einigkeit herrschte jedoch darüber, dass es für die Berufsgruppe sehr wichtig ist abgesichert zu sein durch eine gute Altersvorsorge und bezahlbare Krankenversicherungsbeiträge. Möglich sei dies neuerdings teilweise über die Ingenieurkammern, wenngleich nur für einen eingeschränkten Kreis an Restauratoren. Andere Wege zu suchen wäre denkbar. Bei der Suche nach gangbaren Lösungen will man auf die Erfahrungen der Interessengruppe Selbstständige Freiberufler (IG SF) zurückgreifen, die sich schon länger mit der Materie befasst und die das Thema unterstützen würde.
Wir sind sehr froh, dass die digitale Vorstandssitzung mit mehreren Präsentationen, zahlreichen Redebeiträgen und Fragen im Chat so gut geklappt hat. Im Nachgang bekamen wir die Rückmeldung, dass sich einige Vorstandsmitglieder gut vorstellen können, weitere Sitzungen in dieser Form abzuhalten. Wir videokonferieren in jedem Fall weiter und bauen diese Möglichkeit aus.
Dennoch hoffen wir, dass wir Sie, liebe Mitglieder und Partner, bald wieder persönlich treffen können. Denn der Zusammenhalt im Verband lebt doch sehr von der persönlichen Begegnung. Und abseits der VDR-Themen ist es auch einfach schön, einmal ungezwungen miteinander plaudern und sinnieren zu können.
Patricia Brozio
Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit