Über den Dächern von Regensburg: Ein Treffen der Landesgruppe Bayern

Nach langer Zeit ohne Präsenztreffen war es am 21. Oktober 2022 endlich wieder so weit: die Landesgruppe Bayern lud zu einem Treffen in Regensburg ein. Die rund 20 Teilnehmenden erwartete […]

Nach langer Zeit ohne Präsenztreffen war es am 21. Oktober 2022 endlich wieder so weit: die Landesgruppe Bayern lud zu einem Treffen in Regensburg ein. Die rund 20 Teilnehmenden erwartete ein spannendes Programm: es boten sich Ausblicke vom Dach des Regensburger Domes und Einblicke in eine normalerweise verschlossene Kapelle.

 

Ein Bericht von Isabel Wagner

 

2022-10-23_LG-Treffen_Bayern_web

Hautnah die Steinbearbeitung erleben

Das Treffen begann mit einer Führung durch die Werkstatt der Dombauhütte Regensburg, bei welcher die Teilnehmenden die Baugeschichte des Doms und die beim Bau verwendeten Materialien kennenlernten. Benjamin Klein gewährte uns während der Führung Einblicke in die Arbeitsweise der Dombauhütte und vermittelte uns einen Eindruck von den Herausforderungen, die der Umgang mit dem historischen Bestand und die Betreuung eines so großen Bauwerks bereithält. Er zeigte uns an einem Werkstück die Technik der Steinbearbeitung und die verschiedenen Werkzeuge, die dabei zum Einsatz kommen und ihre Spuren im Stein.

Hoch hinaus

Nach diesen interessanten Einblicken ging es über gewundene Gänge hoch hinaus: vom Eselsturm hatten wir einen ersten fantastischen Ausblick über die Stadt und die steinernde Brücke, bevor wir über eine kleine Tür in den Dachstuhl der Seitenschiffe gelangten. Dort konnten wir die Gewölbe von oben betrachten und lernten etwas über die Kunst der Skulpturenkopie mittels Punktiergerät. Unser Weg führte weiter durch den Dachstuhl des Langhauses, wo wir durch eine Luke einen Blick aus 34 m Höhe in das Innere des Kirchenschiffs werfen konnten. Doch das war uns noch nicht hoch genug: über die Nordgalerie (die „Regenrinne“) und eine enge Wendeltreppe gelangten wir auf die Türme des Domes, von wo sich ein spektakulärer Ausblick über die Stadt bot und wo die tolle Führung einen würdigen Abschluss fand.

Wo die Jahrhunderte sich überlagern

Über eine weitere Wendeltreppe gelangten wir wieder auf den Erdboden und spazierten zu unserem nächsten Programmpunkt. Nadia Thalguter stellte ihr Promotionsthema vor, das sich normalerweise hinter verschlossenen Türen im Inneren der St. Emmerams Basilika verbirgt: die Wandmalereien der Magdalenenkapelle, die sie im Rahmen eines DFG-Forschungsprojektes eingehend untersucht. Es handelt sich dabei um einen noch wenig erforschten Palimpsest mit Wandmalereifragmenten aus vier Gestaltungsphasen vermutlich des 12., 15. und 17. Jahrhunderts.
Nach einer Einführung zum Projekt, der Baugeschichte der Kapelle und einer Zusammenfassung, was uns im Inneren erwarten wird, durften wir in zwei Gruppen in die Kapelle treten. Nadia Thalguter erklärte uns nun nochmals vor Ort die Spuren der Baugeschichte, schlüsselte die einzelnen Schichten der Malereien auf und erläuterte die Ikonografie der Darstellungen. Ein eindrucksvoller Einblick in das ungewöhnliche Bauwerk und ein toller Abschluss des Besichtigungsprogramms.

Anstoßen auf einen ereignisreichen Tag

Den Tag ließen wir mit einem gemeinsamen Abendessen ausklingen, bei der die Gelegenheit zum Austausch nicht zu kurz kam. Die aus verschiedenen Teilen des Bundeslandes angereisten Restauratoren und Restauratorinnen trafen sich teilweise zum ersten Mal und es konnten so viele nette Kontakte geknüpft werden.

München, 22.10.2022
Isabel Wagner (Text und Bilder)