Am 25. November gestalteten der Arbeitskreises Konservierung/Restaurierung des Deutschen Museumsbund (DMB) und die Interessengruppe öffentlicher Dienst des Verbandes der Restauratoren (VDR) eine gemeinsame Tagung im Rahmen der MUTEC und denkmal. 35 Teilnehmer kam nach Leipzig und diskutierten über Höhergruppierungen, Selbstfürsorge und Optimierungsprozesse.
Der Vormittag galt dem Thema Entgeltordnungen. Als Voraussetzung für die tarifliche Eingruppierung von Restauratoren in Museen wird u. a. zwischen Hochschulabschluss und wissenschaftlichem Hochschulabschluss unterschieden. Doch was ist eigentlich der Unterschied? Und welche Rolle spielen die Tätigkeiten, die die Restauratoren in den Museen ausüben?
„Nicht Handwerker, nicht Künstler“. Was sind sie denn nun, die Restauratoren? Seit bald 55 Jahren erfreut sich die Ausbildung von Restauratoren einer wissenschaftlichen Qualifikation auf Hochschulebene. Doch das war nicht immer so. Über den Weg von der Empirie zur wissenschaftlichen Vorgehensweise in der Restaurierung gab Prof. Dr. Raue von der FH Potsdam mit einem historischen Abriss darüber, wie die Wissenschaft in die Restaurierung kam.
In einem Dialog berichteten die beiden Restauratorinnen Susanne Danter und Alexandra Czarnecki von ihren Wegen zur tariflichen Höhergruppierung beim Land Hessen und Bund: Susanne Danter erwirkte bei den Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen durch institutionsinterne Gespräche und Verhandlungen zusammen mit Ihren Kollegen den Wechsel von der Entgeltgruppe (EG) 9 zur 11, Alexandra Czarnecki sah sich bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gezwungen, den Klageweg zu wählen, um zu ihrem Recht zu kommen, und erreichte die EG 13, schaffte also den Aufstieg zur wissenschaftlichen Mitarbeiterin. Den Prozess und ihre Erfahrungen schilderten die beiden eindrücklich und gaben Hinweise an das Publikum weiter.
In der darauffolgenden Podiumsdiskussion zeigte sich DMB-Vorstandsmitglied Menekse Wenzler recht verwundert darüber, welche „Leidenswege“ Restauratoren „völlig unnötig“ auf sich nehmen müssen. Sie als Leiterin der Zentralen Verwaltung und Beauftragte des Haushalts im Technischen Museum Berlin verfolge eine ganz andere Strategie, als die zuvor skizzierten Verwaltungen; nämlich die der aktiven Fachpersonalgewinnung und des -erhalts durch Motivation durch flache Hierarchien. Dass Restauratoren sich das Recht auf die ihnen zustehende Vergütung vor Gericht erkämpfen müssen, erschien ihr angesichts der Tatsache, dass „Tarifrecht Haushaltsrecht bricht“ absurd. Die Stellenpläne seien nicht in Stein gemeißelt und grundsätzlich veränderbar – vor allem wenn sich die Qualifikation und die Tätigkeiten eines Berufszweigs derart wandelten, wie es in der Restaurierung der Fall sei.
Joanna Philipps stellte ein Musterbeispiel dieser Anpassung in Düsseldorf vor: Als Direktorin des Restaurierungszentrums Schenkung Henkel schaffte sie es, bei der Stadtverwaltung – zwar mit einem enormen bürokratischen Aufwand, doch auch mit sehr guten Argumenten – die Höhergruppierung nahezu aller ihrer Mitarbeiter auf die EG 13 zu erreichen.
Als international vernetzter Hochschulprofessor gab Adrian Heritage von der TH Köln Einblicke in die Anerkennung des Berufes Konservator-Restaurator im Ausland im Vergleich zu Deutschland. VDR-Vizepräsidentin Gisela Gulbins gab Hinweise, wie der Verband der Restauratoren in Höhergruppierungsprozessen unterstützt.
Im zweiten Teil der Tagung beschäftigten sich die Teilnehmer mit der Selbst- und Teamfürsorge wie auch der Optimierung von Arbeitsprozessen und -strukturen. In einem zweistündigen Workshop, geleitet von Stefan Baier und Dr. Christian Hahn, mit dem passenden Titel „Wir sorgen für die Kunst – wer sorgt für uns?“ führten die Referenten die Teilnehmer zu so mancher Erkenntnis. „Wir gehen sorgsam und bedacht mit unseren uns anvertrauten Objekten um, wie wäre es, wenn wir auch mit uns so umgehen würden? Selbstfürsorge ist eine notwendige Voraussetzung dafür, […] ein guter Mitarbeiter bzw. Restaurator zu sein! Was sind meine Ressourcen im Alltag, um aufzutanken? Was stresst und was nährt mich?“. Über diese und weitere Fragen reflektierten die Teilnehmer zum Teil in Gruppenarbeit. Einzelne Achtsamkeitsübungen begleiteten diesen Prozess. Am Ende des Workshops hatten alle als kleines Souvenir eine Methode im Gepäck, mit der sie in Zukunft ihren alltäglichen Stress reduzieren bzw. vermeiden können. Ein absoluter Wohlfühl-Workshop mit Glücksgarantie!
Mit ihren beeindruckenden Beispielen aus der Praxis rundeten Katja von Wetten mit Anne Künzig sowie Joanna Philipps die Veranstaltung zum Schluss hin ab. Erstere gaben Einblicke in das spannende Projekt, Prozessoptimierung in der Staatsgalerie Stuttgart umzusetzen. Joanna Phillips präsentierte die überaus erfolgreiche Neugestaltung des Restaurierungszentrums Düsseldorf und dessen Arbeitsstrukturen sowie die Kampagne zur Stärkung der Öffentlichkeitsarbeit.
Alexandra Czarnecki und Susanne Danter