Seit 2008 fördert Nordrhein-Westfalen in einem speziellen Programm die Restaurierung des kulturellen Erbes. Das NRW Restaurierungsprogramm wurde jetzt im Stadtmuseum Münster vorgestellt. Aus Münster berichtet Gudrun von Schoenebeck.
Der nordrhein-westfälische Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff will auch in „Krisenzeiten ein Zeichen setzen, dass Substanzerhalt in der Kultur unabänderlich ist“. Zur ersten öffentlichen Vorstellung des Programms „Substanzerhalt von Kulturgütern“ war die Presse ins Stadtmuseum nach Münster geladen worden. Kein Zufall, denn eben hier befinden sich die 14 Altartafeln des Jan Baegert (entstanden um 1510), die mit Mitteln aus dem NRW Restaurierungsprogramm aufwändig restauriert werden. Bevor die zuständige Diplom-Restauratorin Janneke Bauermeister dazu Einzelheiten ausführte, ging es zunächst um das Programm selbst.
Das Restaurierungsprogramm, das nun im zweiten Jahr läuft, unterstützt Museen und Sammlungen dabei, dringend notwendige Restaurierungen durchzuführen. Auch konservatorische, also rein erhaltende Maßnahmen, können gefördert werden. Dafür stellt NRW jährlich einen Betrag von bis zu einer Million Euro bereit. Für die einzelnen Projekte liegt die Kostenobergrenze bei 100.000 Euro, maximal 50 Prozent werden vom Land gefördert. Eine von der Kulturabteilung der Staatskanzlei berufene Expertenjury bewertet die Anträge und stimmt über die Förderung ab. „Schließlich sollen nicht Politiker, sondern Fachleute die Auswahl treffen. Sie legen Wert auf eine hohe Qualität der zu restaurierenden Objekte und vor allem auch auf die Nachhaltigkeit der Maßnahmen“, erklärte Grosse-Brockhoff.
Dazu kooperiert die Kulturabteilung der Staatskanzlei mit dem Verband der Restauratoren (VDR) in Bonn. Professor Volker Schaible, Präsident des VDR, zeigte sich erfreut über „das große Echo auf das Programm. 50 Projekte konnten bisher dank des Förderprogramms initiiert werden.“ Schaible betonte, dass hohe Anforderungen an die Qualität der Projekte gestellt würden. „Das beantragte Restaurierungsprojekt muss gründlich recherchiert sein. Nur mit einem stichhaltigen Konzept und einer nachvollziehbaren Kalkulation kann die Jury entscheiden.“ Bei Fragen sei jederzeit die Koordinationsstelle im VDR behilflich.
Schaible verwies insbesondere auf den hervorragenden Stand der deutschen Restauratorenausbildung. „Die deutschen Restauratoren sind führend in Europa, die Qualität ihrer Ausbildung hervorragend“, sagte Schaible. Das Restaurierungsprogramm sei wichtig für die Restauratoren, „denn hier können sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zeigen. Das Programm sollte zum Pilotprogramm auch für andere Bundesländer werden.“ Diesen Wunsch konnte der Kulturstaatssekretär naturgemäß nicht einlösen, aber nachhaltig und verlässlich wolle man schon wirken, sagte Grosse-Brockhoff. „Das Projekt wird trotz Haushaltskrise fortgesetzt.“
Als mustergültiges Beispiel für ein vom NRW Restaurierungsprogramm gefördertes Projekt stellten Dr. Barbara Rommé, die Leiterin des Stadtmuseums, und die zuständige Diplom-Restauratorin Janneke Bauermeister die Arbeiten an den Altartafeln von Jan Baegert vor.
Abbildung oben: Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff und (links) Andrea Hanke (Beigeordnete für Kultur Münster) und die Leiterin des Stadtmuseums Münster Barbara Rommé.
unten: Einige der restaurierten Tafeln des Jan Baegert werden präsentiert: (von links) Restauratorin Janneke Bauermeister, die Leiterin des Stadtmuseums Münster Barbara Rommé, die Beigeordnete für Kultur Münster Andrea Hanke und Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff
Fotos: Gudrun von Schoenebeck