Restaurator:innen im Einsatz – Kulturgutschutz in der Praxis

Der VDR präsentiert einen Rettungscontainer auf der denkmal-Messe in Leipzig vom 24. bis 26. November 2022   Wer wünscht sich das nicht? Eine Messe voller Aktionen und Anschauungsmaterial? Der VDR […]

Der VDR präsentiert einen Rettungscontainer auf der denkmal-Messe in Leipzig vom 24. bis 26. November 2022

 

Wer wünscht sich das nicht? Eine Messe voller Aktionen und Anschauungsmaterial? Der VDR freut sich darauf, den Besucher:innen der denkmal-Messe, die vom 24. bis 26. November 2022 in Leipzig ausgerichtet wird, einen Messestand wie aus dem Live-Katastropheneinsatz präsentieren zu können. Sie sind in die Halle 2, auf den Stand H50 herzlich eingeladen, die Restaurator:innen zu besuchen und dort an Ort und Stelle einen Rettungscontainer zu besichtigen. Wir erwarten viele Restaurator:innen, denn in diesem Jahr gehen wir davon aus, dass wir die Mitgliederversammlung am Samstag, 26. November, wieder präsent am Rande der Messe veranstalten können. Wir alle sind zuversichtlich, uns persönlich begegnen zu können und haben uns nach der langen Corona-Pause besondere Attraktionen ausgedacht.

Der Abrollcontainer Kulturgutschutz des Kölner Notfallverbundes, der sich als nachhaltiges Rettungssystem erwiesen hat, wird nach Leipzig transportiert, um möglichst vielen Fachleuten und interessierten Laien näherzubringen, wie künftig Erste Hilfe für geschädigte Objekte bei Havarien durchgeführt werden kann. Denn bei dem Kölner Modellprojekt des Notfallcontainers soll es nicht bleiben. Laut Beschluss des Bundeskabinetts vom 13. Juli 2022 zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen ist in Deutschland die Einrichtung weiterer Container geplant. Die Container könnten dann, modulweise für unterschiedliche Katastrophenszenarien ausgestattet, eine Erste Hilfe für eine Vielfalt von geschädigten Objekten möglich machen. Die vier von der Flutkatastrophe betroffenen Bundesländer sind nun gefragt, die Beschaffung der bis zu zehn Container durchzuführen.

Anregungen bieten kann dafür im November schon einmal der Abrollcontainer aus Köln, der als Prototyp dienen soll. Er lässt sich problemlos transportieren, ist kompatibel mit dem Fuhrpark aller Blaulichtorganisationen und könnte universell eingesetzt werden. Auch bei Strom- und Wasserversorgung sowie der Entwässerung wurde auf Standard-Feuerwehrausrüstung gesetzt, so dass je nach Notwendigkeit entweder die Feuerwehren selbst oder auch das Technische Hilfswerk und die Bundeswehr Energie und Technik zur Verfügung stellen könnten. Der VDR erhofft sich einen regen Informationsaustausch am Messestand und unterstützt auch über die Messe hinaus das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sowie weitere Akteure des Kulturgutschutzes beim Umsetzen der Pläne.

Frank Peters von der Berufsfeuerwehr Köln und Nadine Thiel aus dem VDR-Präsidium werden die Funktionsweise des Abrollcontainers erläutern. Bei dem Container handelt es sich um ein Ambulanzfahrzeug, nur eben nicht für Menschen, sondern für Kulturgut. Er ist nicht zur restauratorischen Behandlung der Objekte gedacht oder als mobiles Labor. Sechs bis acht Personen können in dem Container zusammenarbeiten, um das Kulturgut effektiv zu bearbeiten.

Der „Noteinsatz“ der Restaurator:innen im Container ist wörtlich zu verstehen: Beschädigtes Material wird von Mitgliedern der Katastrophenschutzkräfte geborgen und mit Hilfe von Mitgliedern der Notfallverbünde und möglichen Spontanhelfern im Container erfasst, dokumentiert und stabilisiert, ehe es in ein geeignetes Lager gebracht wird.

 In den meisten Fällen, zumindest wenn Wasser und Schmutz im Spiel sind (dazu gehören Überschwemmungen durch Regen- oder Grundwasser, aber auch Schäden, die durch defekte Rohrleitungen in einem Gebäude oder sogar durch Löschwasser verursacht wurden), muss das Kulturgut mit Wasser gespült und dann eingefroren werden, um den Befall mit Schimmel und anderen Mikroben zu verhindern. Vor dem Einfrieren wird das Material in Stretchfolie eingewickelt. Für diese Mindeststandardverfahren ist diese spezielle Rettungsinfrastruktur des Notfallcontainers gedacht. Alle anderen konservatorischen und restauratorischen Vorgehensweisen sowie Identifizierungsmaßnahmen durch Experten werden zu einem späteren Zeitpunkt und in entsprechenden Restaurierungswerkstätten durchgeführt.

Neben professionellen Führungen durch den Container bietet der VDR auch wieder Vortragsreihen auf der Messe an. Eine davon heißt aus gegebenem Anlass „Katastrophen, Havarien, Kriege – Restaurator:innen im Einsatz“. Am 24. und 25. November 2022 werden – moderiert von VDR-Präsidiumsmitglied und Havarie-Expertin Nadine Thiel – Fachleute aus Ministerien, Bundesbehörden und der Praxis des Kulturgüterschutzes zu Wort kommen. Sie reflektieren die Extremereignisse der letzten Jahre und der Gegenwart, stellen konkrete Rettungsaktionen vor und erörtern Perspektiven der Zusammenarbeit.

 Ziele sind unter anderem, eine Notfallallianz zu gründen und zur Verbreitung des Know-hows Kulturgutschutzberater auszubilden. Wie wichtig es ist, auf Katastrophen vorbereitet zu sein, dafür sollen Politiker auch von Seiten des Kultursektors weiter sensibilisiert werden. In einer Podiumsdiskussion unter dem Motto „Was können wir besser machen?“ mit Vertreter:innen des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und Blue Shield wird der VDR am 25. November 2022 darüber sprechen, wer auf welche Weise dafür Verantwortung übernehmen kann, das kulturelle Erbe der Menschen für die Zukunft zu sichern.