Nach 23 Jahren unermüdlicher und innovativer Arbeit an der Hochschule für Angewandte Kunst und Wissenschaft (HAWK) geht Karin Petersen zum Ende des Wintersemesters 2021/22 in den Ruhestand. Als Professorin für „Mikrobiologie und ihre Anwendung in der Restaurierung“ ist sie der Fachwelt weit über die Grenzen der Hochschule bekannt. Hunderte Studierende und auch berufstätige Restaurator:innen profitierten von ihren Vorlesungen und praxisangewandten Übungen im Labor. Zahlreiche Institutionen arbeiteten mit ihr zusammen. Über 100 Abschlussarbeiten entstanden unter ihrer Betreuung. Über 80 Veröffentlichungen zeugen von ihrem umfangreichen Wirken.
Für diesen Einsatz sagen wir als VDR im Namen der Restauratorenschaft herzlich Danke!
Karin Petersen wurde 1999 an die HAWK Hochschule für das Lehrgebiet „Mikrobiologie und ihre Anwendung in der Restaurierung“ berufen. Das Fachgebiet war zu dieser Zeit im Ausland, insbesondere in Italien, bereits Teil der akademischen Ausbildung von Restaurator:innen.
In Deutschland beschäftigten sich seit Mitte der 1980er Jahre wenige Arbeitsgruppen – an der Universität Hamburg, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Carl von Ossietzky Univer-sität Oldenburg – mit der Erforschung des Natursteinzerfalls sowie mit mikrobiologischen Schädigungen an mittelalterlichen Wandgemälden. Die Voraussetzungen für eine wirkliche Verknüpfung mit Lehrangeboten zur Erhaltung von Kunst- und Kulturgut sowie die Berücksichtigung weiterer Objektgruppen, wie Holzobjekte, Gemälde und Schriftgut, ermöglichte erst 1999 die damalige Fachhochschule Hildesheim, heute Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK).
Karin Petersen entwickelte das Lehrgebiet und machte es nicht „nur“ durch ihre, bei den Studierenden beliebten, Lehrveranstaltungen und engagierte Forschungstätigkeit weit über die HAWK Hochschule hinaus bekannt; sie etablierte auch das Themengebiet der Molekularbiologie an den Hildesheimer Studiengängen der Konservierung-Restaurierung. Durch den Einsatz dieser modernen, sensitiven Techniken eröffneten sich für restauratorische Fragestellungen wichtige neue Möglichkeiten der Materialanalysen ebenso wie für die Identifizierung von Mikroorganismen. Die sehr flexible Anwendbarkeit dieser Methoden, insbesondere der PCR-Analyse, ermöglichten auch Studiengangs übergreifend Einsatzmöglichkeiten, u. a. in der Zusammenarbeit mit der Fakultät Ressourcenmanagement.
Die akademische Lehre gestaltete sie interdisziplinär, sehr praxisorientiert und international. Wichtig war ihr die Vermittlung der mikrobiologischen Vorgehensweise in Institutionen, direkt an den Objekten in Kirchen, Archiven, Bibliotheken und Museen, sowie im Labor, stets unter Einsatz moderner Untersuchungsmethoden und Einbeziehung gesundheitsrelevanter Aspekte. Die Entwicklung des Lehrgebietes der Mikrobiologie in den Restaurierungsstudiengängen führte auch zu einem völlig neuen Minorangebot „Analytik und Entwicklung“ im Master-Studiengang (M. Sc.). Mit dem von ihr außerdem konzipierten Onlinekurs „Mikrobieller Befall von Kunst- und Kulturgut“ unterstützte sie zudem die Weiterbildung von bereits berufstätigen Restaurator:innen.
Karin Petersen hat in ihrer Amtszeit von 1999 bis heute weit mehr über 100 Abschlussarbeiten betreut, mehr als 20 geförderte Drittmittelprojekte (11 DBU, 5 AGIP, 4 EFRE und EFRE/ESF) für die HAWK eingeworben sowie über 80 Fachpublikationen allein oder in Kooperation erstellt.
Quelle: Pressemitteilung der HAWK vom 3.3.2022.