Kurz vor seinem 90. Geburtstag verstarb am 27. Oktober 2023 Bruno Heimberg. Er war von 1961 bis 2001 als Gemälderestaurator am Doerner-Institut der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen tätig, in den letzten zehn Jahre als dessen Direktor. Mit ihm haben die Restauratoren eine große Persönlichkeit verloren, die über Jahrzehnte den Berufsstand wesentlich prägte.
Eigentlich hätte Bruno Heimberg den väterlichen Betrieb in der Schweiz übernehmen sollen, in dem er eine Malerehre absolvierte, bevor er die Kunstgewerbeschule in Zürich besuchte. Bald jedoch fasste er das Ziel ins Auge, Gemälderestaurator zu werden, und zwar am Doerner-Institut in München! Da ihm eine Ausbildung dort nicht möglich war, begann er mit Praktika unter anderem bei Fritz Weihs am Württembergischen Landesmuseum Stuttgart, gefolgt vom Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bei Kurt Wehlte. Aber schon nach zwei Semestern wechselte Bruno Heimberg auf Anraten von Rolf E. Straub an die Tate Gallery in London. Von dort gelang ihm nach drei Jahren 1961 der Wechsel ans Doerner-Institut, dem er bis zu seinem Lebensende eng verbunden blieb. Zunächst befristet für die Betreuung der Volontäre engagiert, wurde er dort schließlich – obwohl zeitlebens Schweizer geblieben – verbeamtet. Als Restaurator war er zuerst zuständig für die Malerei des 19. Jahrhunderts, später mit der Erweiterung der Sammlungen auch für die Kunst der Moderne und wurde schließlich Leiter der Restaurierungsabteilung.
Bruno Heimberg wirkte immer als ein Museumsrestaurator, der sich nicht nur für die Behandlung einzelner Gemälde einsetzt. Er sah seine Verantwortung auch in der Einflussnahme auf deren Umgebungsbedingungen und den Umgang mit den Werken zugunsten ihrer bestmöglichen Erhaltung und Präsentation – heute würde man sagen: Er kümmerte sich auch um präventive Konservierung. Folgerichtig wurde Bruno Heimberg Baubeauftragter der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen für den Neubau der 1981 eröffneten Neuen Pinakothek. Die dabei erworbenen Erfahrungen brachte er schließlich in den Bau der Pinakothek der Moderne (Eröffnung 2002) mit ein und war lange Jahre Sicherheitsbeauftragter der Sammlungen. Er war prägend für das Selbstverständnis und die hohe Wertschätzung, die Restauratoren am Doerner Institut erworben haben. Trotz internationaler Angebote für leitende Stellen blieb Bruno Heimberg unter den Direktoren Christian Wolters und Hubertus Falkner von Sonnenburg dem Institut treu und übernahm selbst von 1991 bis 2001 mit dem Amt des Direktors dessen Leitung.
Bruno Heimberg war – trotz seiner vielfältigen Aufgaben – immer ein mit großer Freude praktizierender Gemälderestaurator. Viele Hauptwerke der Neuen Pinakothek bereitete er in den 1970er Jahren für die Eröffnung des Neubaus vor. Eine seiner letzten und vielleicht größten beruflichen Herausforderungen stellte sich für ihn und seine Mitarbeiter mit dem fatalen Säureattentat auf mehrere Werke Albrecht Dürers 1988 in der Alten Pinakothek und deren langjährige Restaurierung.
Publiziert hat Bruno Heimberg u.a. über die Maltechnik von Dürer, Jacopo Tintoretto, die Schule von Barbizon und Max Beckmann ebenso wie über die Ästhetik von Firnissen oder auch über berufspolitische Fragen.
Nicht zuletzt war Bruno Heimberg die Verbesserung der Qualifikation und die Anerkennung des Restauratorenberufs sowie der Schutz der Berufsbezeichnung ein großes Anliegen. Folglich war das Engagement in seinem Berufsverband, dem Deutschen Restauratorenverband (DRV) – einige Jahre auch als Mitglied des Vorstands –, für ihn selbstverständliche Pflicht. Er arbeitete mit an einer ersten Definition des Berufsbildes und an den Inhalten der Ausbildung von Gemälderestauratoren. Schließlich unterstütze er mit seinem Rat und seinem Verhandlungsgeschick die Bemühungen um eine Fusion der deutschen Restauratorenverbände, was in Heimbergs letztem Jahr als Direktor des Doerner-Instituts mit der Gründung des VDR zu einem nachhaltig richtigen Abschluss führte.
Seine guten Kontakte in den Münchner Kulturbetrieb und seine Überzeugungskraft waren wichtige Hebel, die nach jahrzehntelangen vergeblichen Bemühungen für eine Restauratorenausbildung auf Hochschulebene in Bayern 1997 die Tür öffneten für den Studiengang für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft an der Technischen Universität München.
In Anerkennung dieser Leistungen hat ihn die Mitgliedschaft des VDR 2010 zum Ehrenmitglied ernannt. Und nicht zuletzt diesen seinen Fähigkeiten ist es auch zu verdanken, dass die Schoof’sche Stiftung, der Kunst und Kultur gewidmet, unter anderem Projekte zur Restaurierung und Kunsttechnologie sowie durch wissenschaftliche Volontariate den beruflichen Nachwuchs fördert. Bruno Heimberg war ein beharrlicher Kämpfer für die ihm wesentlichen Themen, aber immer jemand, der auch durch Kompromissbereitschaft gewinnen konnte. Auf die Frage, was er der nachfolgenden Generation mit auf den Weg geben möchte, antwortete er, dass die Restauratoren sich mehr und lauter einmischen sollten. Ihm persönlich habe das in seiner Laufbahn nicht geschadet – vielleicht sogar im Gegenteil.
Mit 68 Jahren verabschiedete Bruno Heimberg sich nach gut 40 Jahren schweren Herzens in den Ruhestand. Er blieb dem Doerner Institut mit seinen Mitarbeitern bis zuletzt eng verbunden. Vielen ehemaligen Schülern und Kollegen war er ein kluger Berater und Wegbereiter, ein stets zugewandter Weggefährte und auch Freund. Wir haben Bruno Heimberg viel zu verdanken!
Renate Poggendorf, Jan Schmidt und Florian Schwemer