Im Alter von 94 Jahren ist am 19. Februar 2021 Prof. Dr. Wiesław Domasłowski in Thorn/Polen verstorben. Der herausragende Chemiker, Steinrestaurator, unter Kollegen hoch geschätzte Wissenschaftler und unter den Studierenden sehr beliebter Hochschullehrer war Gründer und Leiter des Instituts für Konservierung der architektonischen Elemente und Details an der Nicolaus-Copernicus-Universität in Thorn (Polen) und Leiter des Instituts für Konservierung und Denkmalkunde.
Als Experte für Steinkonservierung und Gelehrter war er weltweit anerkannt. Als Autor und Gutachter hat er zahlreicher wissenschaftlichen Studien und Publikationen auf dem Gebiet der Steinrestaurierung veröffentlicht. International Konservierungskampagnen führten ihn unter anderem zu den monumentalen Steinskulpturen der Moai auf die Osterinsel, zum Hatschepsut-Tempel nach Ägypten und zur Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha.
Wiesław Domasłowski war auf seinem Fachgebiet ein Pionier, er gilt als Vater der methodischen Steinkonservierung und hat großen Anteil an ihrer Etablierung als eigenständige wissenschaftliche Disziplin. Sein Wirken fand internationalen Wiederhall. In Sachen Steinkonservierung war er als Mitglied von ICOMOS und Beauftragter der UNESCO maßgeblich an internationalen UNESCO-Kursen in Venedig (1977, 1979) und in der Kompetenzbildung in zahlreichen Ländern aktiv. Seine Aufbauarbeit führte ihn auch nach Deutschland wo er an der Technischen Hochschule in Köln (1989-1991) den ersten Fachbereich für Steinkonservierung leitete. Seine Absolventen aus Thorn, Prof. Jan Schubert lehrte später an der HAWK in Hildesheim und Prof. Dr. Peter Kozub ist heute Fachprofessor für Steinkonservierung, ebenfalls an der TH Köln.
Wiesław Domasłowski war Mitglied in verschiedenen internationalen und polnischen Gremien für Denkmalpflege und im Wissenschaftsrat und hat sich in seiner Forschungsarbeit hauptsächlich der Verwendung von Polymeren in der Denkmalpflege und der Konservierung von Steinobjekten und Keramik gewidmet. Er hat über 100 Fachpublikationen herausgegeben, über 150 MagisterInnen und 13 DoktorandInnen betreut und hatte sich bei der Arbeit und im Privaten seinen Sinn für Humor stets bewahrt.
Erst zehn Tage vor seinem Tod war seine geliebte Frau Wacława Szmidel-Domasłowska, selbst ebenfalls Restauratorin für Gemälde und anerkannte Expertin für Konservierung von Bernstein und Elfenbein, verstorben.
Da in Corona-Zeiten eine Teilnahme an der Beerdigung und Trauerfeier in Thorn nicht möglich ist, kondoliert die Fachgruppe Steinkonservierung im VDR mit einem Gebinde „In Dankbarkeit und Trauer“.