Korrosion durch Konservierung? Stuttgarter Forschungsprojekt zum Test von Restaurierungsmaterialien auf atmosphärische Korrosivität

Kulturgüter müssen nicht nur vor der Auswirkung der allgegenwärtigen Umweltbelastung, sondern auch vor Emissionen aus in ihrer Umgebung eingebrachten anthropogenen Materialien geschützt werden. Während Aufbewahrungs- und Vitrinenwerkstoffe routinemäßig mittels des Oddy-Tests auf korrosive Ausdünstungen geprüft werden, gibt es nur sehr vereinzelt Tests für Restaurierungsmaterialien. Einige häufig verwendete Produkte erwiesen sich dabei als eindeutig korrosiv, bei den meisten weiß man es mangels Überprüfung nicht. Das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Projekt „Das Oddy-torium - Test von Restaurierungsmaterialien auf atmosphärische Korrosivität zum Schutz wertvoller Kulturgüter vor anthropogenen Luftschadstoffen“ soll nun genau diese Wissenslücke füllen.

Kulturgüter müssen nicht nur vor der Auswirkung der allgegenwärtigen Umweltbelastung, sondern auch vor Emissionen aus in ihrer Umgebung eingebrachten anthropogenen Materialien geschützt werden. Während Aufbewahrungs- und Vitrinenwerkstoffe routinemäßig mittels des Oddy-Tests auf korrosive Ausdünstungen geprüft werden, gibt es nur sehr vereinzelt Tests für Restaurierungsmaterialien. Einige häufig verwendete Produkte erwiesen sich dabei als eindeutig korrosiv, bei den meisten weiß man es mangels Überprüfung nicht. Das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Projekt „Das Oddy-torium - Test von Restaurierungsmaterialien auf atmosphärische Korrosivität zum Schutz wertvoller Kulturgüter vor anthropogenen Luftschadstoffen“ soll nun genau diese Wissenslücke füllen.

Im Laufe des Projekts sollen primär gängige Restaurierungsmaterialien systematisch mittels Oddy-Test auf ihr Schadstoffverhalten getestet werden. Das Projekt zielt bewusst auf eine enorme Materialbreite ab und versteht sich als umfassendes Screening auf schadstoffemittierende Stoffe. Neben Feststoffen (Pulvern, Pellets, Granulat, etc.) werden auch anwendungsbereite Dispersionen und Lösungen getestet. Zu den lösemittelgelösten Stoffen werden standardisierte Trocknungsversuche erarbeitet, um den Schadgaseinfluss von Lösemittel und Material gesondert zu betrachten. Abgerundet wird die Materialauswahl durch ca. 50 Altmaterialien aus der umfangreichen Materialsammlung des Instituts für Konservierungswissenschaften. Darin befinden sich etwa 400 Rückstellproben, welche teilweise vor 1950 eingelagert wurden. Einerseits weisen solche Materialien oftmals eine andere Zusammensetzung auf als ihre heutigen Äquivalente, andererseits wurden diese Materialien in vergangenen Restaurierungen in Kunstobjekte eingebracht und können dort als potentielle Schadgasproduzenten auftreten. Beides sind gewichtige Gründe, um solche historischen Proben in die Testreihen miteinzubeziehen.

Besteht ein Material den Test nicht, weiß man noch nicht, woran das liegt. Hier hat sich am Labor für Archäometrie und Konservierungswissenschaften die routinemäßige Untersuchung der gebildeten Korrosionsprodukte mittels Ramanmikroskopie als hilfreich erwiesen: Die Entwicklung nitroser Gase aus Cellulosenitrat lässt sich beispielsweise durch die Bildung basischer Kupfernitrate erkennen, Spuren von Ethylacetat in einem Lackfilm führten zur Bildung von Bleiacetat. Dazu ergänzend kann in Stuttgart bei Materialien unbekannter Zusammensetzung deren Hauptkomponenten mittels FTIR-Spektroskopie untersucht werden. Im Bedarfsfall sollen auch gaschromatographische Luftmessungen in Emissionskammern hinzugezogen werden.

Das Vorhaben zielt auf eine Neubewertung der Restaurierungsmaterialien ab, welche auch die Korrosivität des jeweiligen Materials beinhaltet. Eine Sensibilisierung der Fachschaft soll durch eine öffentlich wirksame Kommunikation der Ergebnisse erreicht werden.

Das Projektteam setzt sich aus Dr. Simon Steger (Projektmitarbeiter), Julia Kuppel (Masterstudentin), Prof. Dr. Christoph Krekel und Prof. Dr. Gerhard Eggert zusammen. Das Projekt wird voraussichtlich bis 31.12.2023 laufen.

Ideen, Anregungen und Diskussionen zu beispielsweise möglichen Testmaterialien sind ausdrücklich erwünscht und können an Simon Steger per Mail an simon.steger[at]abk-stuttgart.de gerichtet werden.

 

Dr. Simon Steger, Prof. Dr. Christoph Krekel und Prof. Dr. Gerhard Eggert

Historische Materialproben aus der Sammlung des Instituts für Konservierungswissenschaften. Foto: abk Stuttgart.
Laufende Oddy-Tests im Wärmeschrank. Foto: abk Stuttgart.
Massive Korrosion auf einem Bleicoupon ausgelöst durch Ameisensäure. Bei den identifizierten Phasen handelt es sich um Bleiformiat, Bleioxid und Hydrocerussit. Foto: abk Stuttgart.