Im VDR-Jubiläumsjahr feierte auch die Exponatec Geburtstag. Zum 10. Mal lud die KölnMesse zum intensiven Fachdialog mit den Ausstellern ein. Im Fokus des Vortragsprogramms standen aktuelle Themen wie Digitalität, Sicherungstechnik und Notfallplanung.
Die Restauratoren vom VDR bezogen einen zentral gelegenen Stand bei der Vortragsfläche „Speakers Corner“, wo der Verband an zwei Tagen Programm bot.
Nachdem die Messe am Mittwoch mit nur wenigen Besucher:innen startete – dafür aber mit der wie immer großartigen, medial begleiteten Kunstsprechstunde der TH Köln – freuten wir uns am VDR-Stand am Donnerstag und Freitag über viele interessante Gespräche und Besucher:innen. Viele Interessierte kamen aufgrund der guten Sichtbarkeit des VDR auch von der benachbarten Messehalle herüber, wo die Cologne Fine Arts Sammler und Kunstkenner anzog. In vielen Fällen konnten wir bei der Suche nach geeigneten Restaurator:innen auf unsere Website www.restauratorensuche.de verweisen. Zudem freuten wir uns sehr über den Besuch der vielen Studierenden der TH Köln und über neue Mitglieder in Ausbildung.
Ganz besonders gut kam die VDR-Vortragsreihe „Alarmstufe Rot! Restaurieren im Notfall“ an. Der Beitrag zum von der Wand gestürzten Werk von Niki de Saint Phalle war der am meisten besuchte Vortrag der gesamten Messe. Das bestätigte uns die Moderatorin Stefanie Schmidts, die an drei Tagen mit viel Freude und Elan durch das Messevortrags-Programm führte. Es war äußerst spannend mit anzusehen, wie die Restauratoren Jens Hofmann und Benjamin Albrecht davon berichteten, wie sie das in viele Einzelteile zersprungene dreidimensionale Bild sicherten und es wie ein 3D-Puzzle wieder zusammensetzen.
Dass Konservieren und Restaurieren immer hohe Ansprüche mit sich bringen, zeigte im Anschluss die Studierende Cora Lisbach, die von der Entwicklung eines Restaurierungs- und Ausstellungskonzepts für die textilen Figuren Othello & Desdemona von Eva Aeppli und Jean Tinguely berichtete. Hier war klar erkennbar, dass die Entscheidung, was Restaurator:innen bewahren, oft ein Kompromiss ist. In diesem Fall ging es darum, entweder die Künstlerintention wieder erlebbar zu machen oder die Objekthistorie zu akzeptieren.
Restaurieren im Notfall bedeutet natürlich auch, im Katastrophenfall zu handeln. Über den diesjährigen Einsatz des Notfallcontainers aus Köln im Flutgebiet berichtete Nadine Thiel, Leiterin der Bestandserhaltung des Historischen Archivs der Stadt Köln. Der Einsturz des Stadtarchivs 2009 und die Rettung von Regalkilometern an Archivgut waren für die Restauratorin ein einschneidendes Erlebnis. Um für die Zukunft bei anderen Unglücken besser gewappnet zu sein, entwickelte das Stadtarchiv gemeinsam mit der Feuerwehr den Notfallcontainer – eine mobile Werkstatt in einer Art Tiny House, die im Katastrophenfall an den Unglückort gebracht werden kann. Bei seinem ersten Einsatz in diesem Jahr hat sich dieser gut bewährt, sodass nun die Empfehlung ausgesprochen werden kann, weitere Container an anderen Standorten in Deutschland bereitzustellen, um im Notfall schnelle Hilfe leisten zu können. Ganz entscheidend, das betonte Nadine Thiel, sei dabei die Anbindung der Fachleute an die Blaulichter.
Diese Schlussfolgerung wiederholte Gisela Gulbins, die aus Sicht des VDR-Arbeitsausschusses Kulturgüterschutz einen Rück- und Ausblick auf die diesjährige Hochwasserkatastrophe bot. In Deutschland ist gerade erst ein großes Netzwerk für den Kulturgüterschutz im Aufbau. Die diesjährige Katastrophe zeigte, dass klare Strukturen und Abläufe erst noch festgelegt werden müssen. Der VDR konnte zahlreiche Restaurator:innen für die Bergung und Rettung der flutgeschädigten Güter vermitteln, jedoch war die Situation sehr unübersichtlich, da es keine zentrale Koordinierungsstelle gab, an der alle Informationen zusammenlaufen. Diese Stelle müsse dringend eingerichtet werden. Ziel des VDR ist es außerdem einen Handlungsleitfaden für alle Material- und Objektgruppen zu erstellen, der auch für Laien gut verständlich und im Katastrophenfall leicht zugänglich ist. Den Vortrag ergänzte Anneke Horstmann, die ihre Erfahrungen aus Sicht einer ehrenamtlichen Helferin in Stolberg schilderte. Wenn es auch an Freiwilligen nicht mangelte und die Betroffenen von der Hilfsbereitschaft zum Teil überwältigt wurden, wurde auch hier deutlich, dass gerade bei der Koordinierung der Hilfsangebote und der Einweisung von Laien nachgebessert werden muss.
Auf der parallel laufenden Messe Art Cologne, die äußerst gut besucht war, beteiligte sich VDR-Vizepräsidentin Gisela Gulbins zudem am Expertenpanel “Collection Management” der ARTE Generali. Sie betonte dort die Bedeutung der fachgerechten Aufbewahrung, der Dokumentation und des frühzeitigen Hinzurufens von Restaurator:innen als Expert:innen für die Bewahrung und Sicherung von Kulturgut. Wer bei der Diskussionsrunde nicht dabei war, erhält im Nachgang einen kurzen Einblick über das Video auf LinkedIn.