Die Fachgruppe Polychrome Bildwerke besuchte bei ihrer zweiten Exkursion in diesem Jahr am 8. Juni 2024 das Kloster Neuzelle. Dipl.-Restauratorin Mechthild Noll-Minor führte die elf Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Zu den bedeutendsten Kunstwerken aus der Ausstattung des Klosters Neuzelle gehören die Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab. Europaweit gelten sie nach Umfang, Größe und künstlerischer Qualität als einzigartig. Sie sind ohne Übermalung oder größere restauratorische Eingriffe erhalten – daher waren bei dem über mehrere Jahre angelegten und nun bald abgeschlossenen Restaurierungsprojekt vorwiegend konservatorische Maßnahmen gefragt.
Der Tag begann mit einer Führung durch das eigens für das Himmlische Theater geschaffene Museum. Dabei konnte man die Figuren- und Kulissentafeln ausnahmsweise umrunden und so einen sehr direkten Eindruck gewinnen, was zu einem regen Austausch in der Gruppe führte.
Das um 1750 von dem böhmischen Maler Joseph Felix Seyfried geschaffene Neuzeller Kulissentheater verwendet bemalte Leinwände auf Keilrahmen und bemalte Holztafeln als Bühnendekoration. Die Passionsgeschichte konnte so in fünf Bühnenbildern (Garten, Palast, Palasthof, Stadt, Kalvarienberg) mit 14 Passionsszenen und einer Auferstehungsszene dargestellt werden. Von ehemals 240 großformatigen Leinwand- und Bildtafeln sind heute noch 229 Einzelteile vorhanden.
Mechthild Noll-Minor, Referatsleiterin Restaurierung beim Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (BLDAM), ging bei der Führung ausführlich auf die Herausforderung bei der Restaurierung der auch durch Holzschutzmittel beeinträchtigten Tafeln ein und gab einen umfassenden Überblick zur Präsentation und zu den langjährigen Arbeiten. Zurzeit werden im 5. Konservierungsprojekt das Bühnenbild Kalvarienberg und fünf weitere Szenen konserviert.
Ebenso zum Programm gehörten der Besuch der Marienkirche und der Kreuzkirche. Die Besichtigung des Kreuzganges mit seinen bis in die frühe Gotik zurückreichenden Wandmalereien rundeten den Tag ab. Das herrliche Ausflugwetter und der besondere Ort taten ihr Übriges.
Ein Bericht von Friederike Labahn