Ein Besuch in der Ausstellung „Die Möbel der Mächtigen“ bei prächtigem Wetter und den Klängen von Jagdhörnern
Bericht von Christian Huber
An einem sonnigen Samstagvormittag machte sich neben einer großen, prächtig gekleideten Jagdgesellschaft auch eine kleine, eher unauffällige Gruppe von Möbelrestauratoren auf den Weg zum Museum Schloss Fasanerie in Eichenzell bei Fulda, um sowohl etwas über die in der kleinen, aber feinen Ausstellung gezeigten Möbel und deren Erbauer als auch über deren Besitzer zu erfahren. So trafen sich am 12. Oktober 2019 sieben Restauratorinnen und Restauratoren mit Dr. Markus Miller, seines Zeichens Direktor des Museums Schloss Fasanerie, bei strahlendem Wetter vor dem historischen Badehaus, während sich nebenan der Schlosshof mit Jägern, Treibern, Pferden und Hundemeuten füllte.
Während der Führung durch die Sonderausstellung "Die Möbel der Mächtigen" konnten zahlreiche Sekretäre, Kommoden, Schreibtische und Thronsessel bewundert werden, wobei Dr. Miller den interessierten Restauratoren auch ein paar tiefere Einblicke in ausgewählte Stücke gewährte (siehe Abbildungen 1 und 2). Viel Wissenswertes gab es zudem zu den Kunstschreinern und Besitzern der Möbel zu berichten, deren Porträts in der Ausstellung zu sehen waren.
So waren die Möbel der Fürstäbte und Fürstbischöfe von Fulda, die im ersten Teil der Ausstellung zu bewundern waren, in der Regel mit den jeweiligen Wappen ihrer Besitzer versehen. Dagegen bildet die gut erkennbare Signatur des Ebenisten Ignaz Arnds auf der Vorderseite der Schreibkommode vom Fürstbischof Adalbert von Harstall eine Ausnahme, die man nicht alle Tage sieht (siehe Abbildungen 3 und 4). Mit der Säkularisation des Hochstiftes Fulda 1803 wechselten die Besitzungen von Fulda mehrmals den Besitzer, bis sie mit den Folgen des Wiener Kongresses die Provinz Fulda im Jahr 1816 an das Kurfürstentum Hessen übergingen.
Der zweite Teil der Ausstellung im ersten Stock des Badhauses fokussierte vor allem die Möbelstücke des profanen Adels von Hessen-Kassel. Ähnlich wie die kirchlichen Würdenträger im ersten Teil der Ausstellung ließen sich auch die Adligen mit ihren Möbelstücken porträtieren. Bei diesen Gemälden wurde der Nutzen des jeweiligen Möbels noch durch die Tätigkeiten der Besitzer, wie beispielsweise das Schreiben eines Briefes oder das Lesen von Schriften unterstrichen (siehe Abbildung 5). Obwohl die Anwesenden ihre Augen kaum von den Möbeln aus der Roentgen-Manufaktur nehmen konnten, zeigte ein kurzer Blick durch die Fenster in den Schlosshof den Aufbruch der mittlerweile stark angewachsenen Jagdgesellschaft mit entsprechendem Halali.
Weiter ging es in der Ausstellung mit den Thronsesseln, einem Möbeltypus, der die Macht der jeweiligen Besitzer so deutlich repräsentiert, wie kein anderes Möbel. Im Gegensatz zu den Tätigkeiten der Adligen auf den vorangegangenen Porträts, die sich somit zum Nutzen ihrer Untergebenen als strebsam und lehrwillig präsentieren, vermitteln die Szenen auf den Gemälden, welche die Throne mit ihren Besitzern zeigen, ein absolutistisches Gebaren.
Abschließend konnten auch noch mehrere Fotografien mit den Staatsoberhäuptern von Deutschland und den USA sowie ihren Schreibtischen betrachtet werden. Es war spannend zu sehen, wie sich die jeweiligen Präsidenten bzw. Kanzler an ihrem Arbeitsplatz ablichten ließen. Dabei darf natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass Kanzler Konrad Adenauers Schreibtisch im Original begutachtet werden konnte (siehe Abbildung 6). Im Gegensatz zu allen vorangegangenen Einzelstücken handelt es sich bei seinem Möbel um ein Stück „von der Stange“, das in den 1950er Jahren von der Kölner Möbelfirma Kaiser produziert wurde.
Nach der schönen und hochinteressanten Führung durch die Sonderausstellung verabschiedeten wir uns von Dr. Miller und nahmen nach einer kurzen Mittagspause noch an einer Gruppenführung durch die Räumlichkeiten des eigentlichen Schlosses teil. Hierbei stießen wir auch immer wieder auf die Namen, denen wir schon zuvor in der Sonderausstellung begegnet waren und erhielten noch weitere spannende Einblicke in die Inneneinrichtung des Schlosses.
Den Abschluss der Exkursion bildete ein geselliges Zusammensein bei Kaffee und Kuchen – oder auch einem gepflegten Bier – auf der Terrasse des Schlosscafés, die sich auch mit den Mitgliedern der just wieder heimkehrenden Jagdgesellschaft rasch füllte. Da sich nun auch der Himmel zuzog und den Sonnenschein und die damit verbundene Wärme vertrieb, war auch für die kleine Restauratorengruppe der Zeitpunkt gekommen, sich zu verabschieden.
Alles in allem war es ein schöner Tag mit informativen Gesprächen, spannenden Informationen und schönen herbstlichen Impressionen. Dafür möchten wir uns noch einmal herzlich bei Dr. Markus Miller bedanken, der uns diese Exkursion auch bei kleiner Gruppengröße ermöglicht hat.
Bildnachweis: Christian Huber