Es kommen schwere Zeiten für Denkmale in NRW

Am 6. April 2022 wurde kurz vor der Landtagswahl mit der Ein-Stimmen-Mehrheit von CDU und FDP das neue Denkmalschutzgesetz für NRW trotz einer noch nie dagewesenen vielstimmigen Kritik verabschiedet. Damit […]

Am 6. April 2022 wurde kurz vor der Landtagswahl mit der Ein-Stimmen-Mehrheit von CDU und FDP das neue Denkmalschutzgesetz für NRW trotz einer noch nie dagewesenen vielstimmigen Kritik verabschiedet. Damit brechen schwere Zeiten für die Denkmale und ihre Eigentümer in NRW an. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die gemeinsam mit anderen Verbänden - darunter auch der VDR - lautstark gegen die Gesetzesnovelle protestiert hatte, beklagt den Sieg der Unvernunft.

Demonstration vor dem Düsseldorfer Landtag gegen das neue NRW-Denkmalschutzgesetz. Foto: Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Demonstration vor dem Düsseldorfer Landtag gegen das neue NRW-Denkmalschutzgesetz. Foto: Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Weder umfangreiche Stellungnahmen von Experten, noch eine Petition mit 24.500 Stimmen aus der Bevölkerung gegen das neue Gesetz wurden erhört, Brandbriefe an die Landesregierung und Abgeordneten, Gesprächsangebote und Podiumsveranstaltungen zeigten keine Wirkung.

Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, ist fassungslos: „Dass ein Gesetz trotz erwiesener fachlicher Mängel, Verwirrung stiftender Verfahren, gewollter Ungleichbehandlung von Denkmaleigentümern und einer Vielzahl  unbestimmter Rechtsbegriffe per Fraktionszwang wider besseres Wissen durchgedrückt wurde, ist erschütternd. Hier wird ein Gesetz ohne angemessene Debatte auf Basis falscher Behauptungen, Annahmen und Verzerrungen in einem höchst fragwürdigen Eilverfahren durchgesetzt. Die zahlreichen Eingaben und Stellungnahmen zum neuen Gesetz waren fast durchweg von Kritik durchzogen – doch sie wurden auch in der letzten Beratungsstufe schlichtweg ignoriert. Der klare Tenor der  Expertenanhörung wurde missachtet. Die Abläufe waren eines demokratischen Verfahrens unwürdig. Nun wird ein bewährtes Denkmalschutzgesetz durch ein Denkmal-NICHT-Schutzgesetz ersetzt “. Denkmale werden als Probleme, statt als relevanter gesellschaftlicher Wert betrachtet und der Schritt von einer erhaltenden zu einer verbrauchenden Denkmalpflege eingeschlagen.

Doch nicht genug damit – noch am Tag der Abstimmung wurde ein weiterer Ergänzungsantrag eingebracht, regelmäßige Pflegemaßnahmen sollen nicht mehr genehmigungspflichtig sein. Ein Blick in das aktuelle Gesetz hätte zu der Erkenntnis geführt, dass eine solche Genehmigung bereits jetzt nicht nötig ist.

Seit Monaten hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit einer Vielzahl von Vereinen, Verbänden und Initiativen, Stiftungen, Hochschullehrern und Fachorganisationen, zusammengeschlossen im „Denkmalschutz-Bündnis NRW“, an dem nun verabschiedeten Entwurf der Ministerin massive Kritik geübt. Das Ziel eines jeden neuen Gesetzes, die Verbesserung eines bestehenden Zustandes, sei eklatant verfehlt worden.

Daher fordert das Bündnis in seiner „Düsseldorfer Erklärung zur Zukunft des Denkmalschutzes in NRW“, in der nächsten Legislaturperiode das bisher unbeantwortete Gesprächsangebot mit allen Beteiligten zu suchen, um im Konsens und parteiübergreifend ein gutes Denkmalschutzgesetz auf den Weg zu bringen. Nur in einem landesweiten Dialog zur Bedeutung des kulturellen Erbes für die Gesellschaft könne Denkmalschutz wieder ein zentrales kulturpolitisches Anliegen des Landes NRW werden.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Mehr Informationen unter: www.denkmalschutz.de/denkmale-in-gefahr

Demonstration vor dem Düsseldorfer Landtag gegen das neue NRW-Denkmalschutzgesetz. Foto: Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Demonstration vor dem Düsseldorfer Landtag gegen das neue NRW-Denkmalschutzgesetz. Foto: Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz