Petra Bausch ist Kunsthistorikerin mit Magisterabschluss und hat als gelernte Kirchenmalerin für die Konservierung-Restaurierung 16 Jahre lang in Restaurierungswerkstätten gearbeitet, darunter im Liebieghaus Skulpturensammlung in Frankfurt. Für den Kölner Kunstlogistiker hasenkamp war Petra Bausch als restauratorische Begleitung sakraler Objekte tätig.
Seit 2020 leitet sie den Fachbereich Sammlungspflege, präventive Konservierung und Restaurierung der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg. Der VDR konnte Petra Bausch gewinnen im Arbeitsausschuss Arbeitssicherheit mitzuwirken und hier gemeinsam mit Boaz Paz und Dirk Sturmfels die Leitung zu übernehmen.
Ein Interview mit Gudrun von Schoenebeck
Frau Bausch, welche Themen aus dem Komplex Arbeitssicherheit beschäftigen Sie an Ihrem Arbeitsplatz?
Petra Bausch: Ich bin mit dem Thema Arbeitssicherheit, und hier speziell der Kontamination von Kunstwerken, seit rund 13 Jahren befasst. Das hat auch damit zu tun, dass es bei kirchlichen Objekten, mit denen ich vor allem zu tun hatte und habe, an der Tagesordnung ist, dass sie belastet sind. Das wiederum geht vor allem auf einen früheren oft unbedachten Umgang mit Schadstoffen zurück. In meiner Lehrzeit war es beispielsweise noch üblich mit Holzschutzmitteln zu arbeiten. Man ging in einer Mischung aus Naivität und Unwissenheit davon aus, dass die möglichen Gefahren halb so wild wären.
Beim Vorstellungsgespräch für meine jetzige Stelle wurde auch das Thema Schadstoffbelastung angesprochen. Die Kunstsammlungen des Bistums sollen in ein neues Depot umziehen und man wollte verhindern, dass die Objekte, die lange Zeit auf vollgestellten Dachböden gelagert hatten, gewissermaßen ihre schädlichen Belastungen mitnehmen.
Wie sind Sie vorgegangen, um den Umzug vorzubereiten?
Petra Bausch: Wir haben ein Kontaminationsmanagement eingesetzt mit technischen, organisatorischen und persönlichen Schutzmaßnahmen. Dazu gehörten zunächst umfangreiche Messungen der Staub- und Raumluftbelastungen in den Depoträumen. Man muss sich vorstellen, dass die rund 46.000 Objekte unserer Sammlung, darunter alle Materialgattungen, im historischen Gebäude des Stifts Obermünster in Regensburg über drei Etagen und bis in alle Winkel untergebracht waren, und das alles ohne Aufzug.
Wir haben uns dann dazu entschlossen, alle Objekte vor Ort zu reinigen und zu verpacken. Dafür wurden Arbeitsstationen mit Schleusen eingebaut und alles penibel sauber gehalten. Die Schadstoffbelastung erhöhte sich deutlich, je mehr Holz in den Stockwerken verbaut worden war. In den Büroräumen im ersten Obergeschoss wurden die Grenzwerte bereits durch die dort verbauten Holzdecken überschritten, in den Depoträumen war die Belastung noch stärker. Im Dachgeschoss, das komplett aus Holz besteht, wurden die höchsten Werte, darunter auch von Schwermetallen, gemessen. Das gesamte Gebäude war Ende der 1970er Jahre saniert worden, wobei Balken und Fußböden komplett mit Holzschutzmitteln getränkt worden waren. Wir haben ein Schutzstufen-, Hygiene- und Lüftungskonzept basierend auf der Gefährdungsbeurteilung entwickelt, um die Belastung zu vermindern. Wir haben sie reduzieren können, aber sie ist leider immer noch vorhanden. Die Mitarbeiter:innen arbeiten zudem im Vollschutz mit Gebläsehauben und dem entsprechenden technischen Equipment, um umfassend geschützt zu sein.
Im neuen Depot wird alles besser, oder?
Petra Bausch: Ja, auf jeden Fall. Die Fertigstellung hat sich zwar verzögert, aber es ist wirklich ein großes zentrales Depot- und Magazingebäude für die Museen der Stadt Regensburg, das Stadtarchiv, das Bischöfliche Zentralarchiv und die Kunstsammlungen des Bistums. Ich bin ganz begeistert von den Möglichkeiten. Wir werden eine feuchtegeregelte Warmluftkammer für die Schädlingsbehandlung haben und konnten bei Tests – vor dem Kauf der Kammer – gute Ergebnisse mit einer Abreicherung von 30-60 Prozent erzielen. Ich habe mich dann zur Strahlenschutzbeauftragten weiterbilden lassen und möchte auch betonen, dass der Arbeitgeber immer hinter den von uns entwickelten Maßnahmen im Sinne der Arbeitssicherheit stand und alles transparent gemacht hat.
Welche Themen sind Ihnen als Neuzugang im VDR-Arbeitsausschuss Arbeitssicherheit wichtig?
Petra Bausch: Mein Steckenpferd ist natürlich die Schadstoffproblematik. Da gilt es immer noch veraltete Einstellungen zu überwinden. Nach dem Motto: Das haben wir immer schon so gemacht. Langsam wird das Thema aber in der Öffentlichkeit sichtbar und wenn man bedenkt, dass viele junge Restauratorinnen im gebärfähigen Alter sind, ist es wichtig, dass darauf geachtet wird. Hier muss aber nicht nur jede:r auf sich selbst achten, es müssen auch Standards eingefordert werden. Ich würde mir wünschen, dass die Arbeitsschutzthemen mit größerer Gewichtung in den Lehrplan der Hochschulen aufgenommen werden. Da wird zwar, meist früh im Studium, eine Lehrveranstaltung angeboten, aber das ist viel zu wenig.
Als Arbeitsausschuss wollen wir wieder sichtbarer werden und realistische Ziele stecken. Dazu gehört auch, eine solide Basis mit Fakten anzubieten, denn das gibt die Sicherheit, dass man sich schützen kann. Momentan sind wir an den Planungen für die kommende Gefahrstofftagung „Alles im grünen Bereich?“ im Mai in Wörlitz beteiligt. Auf den Call for Papers hatte es so viele Einsendungen gegeben, dass es zunächst schwierig war, diese sinnvoll zu strukturieren. Aber jetzt haben wir ein schönes, rundes Programm und freuen uns auf die Tagung.
Mit Petra Bausch sprach Gudrun von Schoenebeck von der Online-Redaktion des VDR.