Am 24. März 2021 lud die Fachgruppe Moderne und Zeitgenössische Kunst zum Auftakt des digitalen Formats NEULAND ein. Ziel der Vortragsreihe ist es, ortsunabhängig den Raum für Vernetzung und die Gelegenheit zum Austausch zu bieten. Dabei soll es bei den Kurzvorträgen nicht ausschließlich um die Restaurierung eines Werkes oder um eine Best Practice-Anleitung gehen. Vielmehr sollen offen gehaltene Themen dazu anregen aus einem speziellen Blickwinkel auf Projekte, Restaurierungsarbeiten oder Gedankenspiele in unserem Feld zu ermöglichen. Vier Vortragende haben in der ersten Veranstaltung jeweils ein Schlaglicht auf ihre spannenden Projekte und spezielle Problemstellungen geworfen.
Victor Vasarely – und die Suche nach dem richtigen Material
Den Anfang machte Julia Hartmann mit dem Vortrag „Victor Vasarely – und die Suche nach dem richtigen Material“. Hier stellte sie die kunsttechnologisch bedingten Schwierigkeiten der großformatigen Gemälde Victor Vasarelys vor, die durch Haftungsprobleme zum Verlust von Originalsubstanz führen. Schwerpunkte der anschließenden Diskussion waren, neben materialtechnologischen Fragen, der Umgang mit großflächigen Schäden bei monochromen Werken und ein Ideenaustausch zu möglichen Konsolidierungstechniken.
Licht und die Objektlebensdauer in der zeitgenössischen Kunst – sollten wir Beleuchtungsstrategien neu überdenken?
Im zweiten Vortrag „Licht und die Objektlebensdauer in der zeitgenössischen Kunst – sollten wir Beleuchtungsstrategien neu überdenken?“ stellte Thomas Prestel mehrere historische und aktuelle Beleuchtungskonzepte vor und zeigt die Schwierigkeit der Umsetzung besonders bei empfindlichen modernen Materialien auf. Die darauffolgenden Fragen zielten unter anderem auf die Sichtbarmachung und vorzeitige Vermittlung von Lichtschäden, aber auch auf die Schwierigkeit bei der Abwägung zwischen Erhalt und Erfahrbarkeit bei besonders lichtempfindlichen Objekten.
Klebstoffgitter als Technik der Gewebeverklebung – und mehr?
Mona Konietzny stellte mit ihrem Vortrag „Klebstoffgitter als Technik der Gewebeverklebung – und mehr?“ ihre innovative Methode der schonenden Gewebeverklebung vor, bei der Methylcellulosen oder Störleim als trockene, aber flexible Gitter appliziert und mit wenig Wasser aktiviert werden. Sie ermutigte alle Teilnehmenden die Gitter auch für moderne Materialien zu erproben und einzusetzen, bei denen nur ein leichter und sehr kontrollierter Wassereintrag möglich oder gewünscht ist. Die Diskussion zeigte ein reges Interesse an der neuen Klebetechnik und eine Verwendung scheint auch für einige moderne Materialien vielversprechend.
Methylcelluloseschaum – Gedanken und Erfahrungen zu Rezepten und Anleitungen in der Restaurierung
Den Abschluss der ersten Veranstaltungsreihe bildete Sophie Bunz mit ihrem Vortrag „Methylcelluloseschaum – Gedanken und Erfahrungen zu Rezepten und Anleitungen in der Restaurierung“. Hier stellte sie ein früheres, bisher aber nie veröffentlichtes Projekt vor, bei dem sie trockene Methylcelluloseschäume zur Verklebung von beschädigtem expandiertem Polystyren entwickelte und einsetzte. Ein besonderer Fokus der Präsentation und des darauffolgenden Gesprächs lag auf der Weitergabe von „Restaurierungs-Rezepten“ und den unterschiedlichen Resultaten, die stark von der Form der Überlieferung, den ausführenden Personen, oder den Herstellungsbedingungen abhängen können.
Die erste Veranstaltung der Reihe bot einen spannenden Abend mit Eindrücken aus ganz verschiedenen Fachgebieten und Forschungsfeldern. Es freut uns besonders, dass trotz der hohen Zahl der Teilnehmer:innen und des noch etwas ungewohnten Formats zu jeder Zeit ein lockerer und ungezwungener Austausch bei den Diskussionen möglich war.
Wir möchten uns herzlich bei allen Vortragenden und Teilnehmenden bedanken und freuen uns schon auf die kommende NEULAND-Veranstaltung.
Dresden, Berlin, Istanbul, 04.05.2021
Jonathan Debik, Artemis Rüstau und Mine Erhan