Können für den Leihverkehr Standards erarbeitet werden, die konservatorische Anforderungen an die Ausleihbarkeit der Kunstwerke oder die erforderlichen Transport- und Ausstellungsbedingungen definieren? Ließen sich damit Abläufe effizienter gestalten? Über dieses Thema diskutierten am 8. Mai 2019 etwa 40 Teilnehmer beim Treffen des Arbeitskreises Konservierung / Restaurierung während der Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes (DMB) in Dresden.
Bestens organisiert und moderiert von den beiden stellvertretenden Sprecherinnen des Arbeitskreises Dr. Babette Hartwieg und Ute Hack boten drei Referate interessante Impulse zum Einstieg in die Diskussion: Stephanie Exner und Prof. Marlies Giebe, leitende Restauratorinnen an den gastgebenden Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, stellten das Prozedere der Vorbereitung von Ausleihen in ihren Häusern vor. Ulrike Fischer, Restauratorin am Doerner Institut in München, präsentierte ihre Erfahrungen bei der Betreuung einer Ausstellung, die von drei großen deutschen Museen gemeinsam in den USA veranstaltet wurde. Hans-Jürgen Harras, verantwortlich für Sicherheitsfragen bei den Staatlichen Museen Berlin analysierte Fragestellungen von Facilities Reports, die die Eignung von Leihgebern hinsichtlich diverser konservatorischer und sicherheitstechnischer Belange ermitteln sollen.
Bereichernd für die engagiert und offen geführten Diskussionsrunden war, dass aufgrund der Einbettung dieses Treffens in die Jahrestagung des DMB außer Restauratoren verschiedener Fachrichtungen auch andere Museumssparten vertreten waren wie Kuratoren, Registrare oder Spezialisten für Gebäudetechnik. Deutlich wurde, wie breit das Spektrum der Schwierigkeiten ist, mit denen die Teilnehmer ringen, wenn Kunstwerke bestmöglich zu Ausstellungen gebracht werden sollen. Für kleinere Sammlungen ohne eigenen Restaurator ist schon eine qualifizierte Bewertung von Ausleihfähigkeit eines Werkes die erste Hürde. Aber auch in von Restauratoren betreuten Museen wird restauratorische Kompetenz noch nicht immer genutzt – wenn nicht gar umgangen –, wenn Ausleihentscheidungen gefällt und Ausleihbedingungen bestimmt werden.
Deutlich wurde in der Diskussion, dass sich Standards im Sinne von verbindlichen Regeln angesichts der Vielfältigkeit der Kunstwerke und Rahmenbedingungen im Leihverkehr wohl nicht aufstellen lassen werden. Aber eine Handreichung, die die vielen Faktoren der Entscheidungsprozesse im Leihverkehr benennt und gliedert, könnte grundlegende Bedingungen festlegen. Ein möglicher weiterer „Leitfaden“ in Publikationsreihe des DMB wäre eine Stütze für kleinere Häuser, bei denen auf personelle Fachkompetenz verzichtet werden muss. Und dies wäre ein weiterer Schritt, das gewandelte Berufsbild des Museumsrestaurators zu dokumentieren, dass der Prävention Priorität geben muss vor Wiederherstellungsmaßnahmen, wenn schon Schäden entstanden sind.
Verantwortung für das Sammlungsgut im Museum trägt das ganze Team. In diesem Sinne wollen die Sprecher des Arbeitskreises – neu gewählt wurden Alexandra Czarnecki, Babette Hartwieg und Joachim Kreutner – gemeinsam mit anderen Sparten die Erarbeitung von Standards im Leihverkehr verfolgen.
Das Treffen schloss dankenswerterweise ab mit Führungen von Stephanie Exner und Marlies Giebe durch die Ateliers für Gemälde- und Skulpturenrestaurierung im Albertinum. Nächster Programmpunkt dieses Arbeitskreises wird die Tagung „Nachhaltigkeit im Museum“ sein, veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Ausstellungsplanung im DMB und den Registrars Deutschland e. V. vom 7. bis 8. November 2019 in Kassel.
Text: Renate Poggendorf