Geförderte Projekte 2015 im Rahmen des Programms „Förderung der Bildenden Kunst in Nordrhein-Westfalen – Restaurierungsprogramm Bildende Kunst“ des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport.
Bei dem Restaurierungsprojekt handelt es sich um eine Maßnahme zur Sicherung von insgesamt fünf wichtigen Kunstwerken aus der Sammlung des Emil-Schumacher-Museums in Hagen. Zwei dieser Werke, Samal und Khi, beide aus dem Jahr 1987, sind zentral für die Präsentation des Gesamtschaffens von Emil Schumacher im Museum. Ein weiteres Objekt steht im Zusammenhang mit einer Sondergruppe innerhalb des Gesamtwerks von Emil Schumacher. Dabei handelt es sich um die so genannten Tastobjekte aus den Jahren 1956 und 1957, die für den Maler ein Moment der Selbstvergewisserung bedeuteten, noch bevor dieser, ausgehend von einer gesteigerten Pastosität des Farbmaterials auf der gesamten Bildfläche der Hochphase des so genannten Informel am Ende der 1950er-Jahre, auch nichtmalerische Materialien in sein Werk aufzunehmen begann. So entsprechen die Tastobjekte vielmehr dem Charakter von Materialcollagen in der Art von an Wänden aufgehängten Reliefs. In diesen aus Papiermache, Holzfaserplatten, Maschendraht und anderen malereifremden Materialien entstandenen Gebilden hatte der Künstler nach einer Überwindung des Vierecks in der Malerei gesucht und sich dazu bewusst stark von den bisher geltenden Konventionen der Malerei gelöst.
Um eine dauerhafte Sicherung der Werke zu gewährleisten sowie eine wiederholte Bearbeitung einzelner Bilder zu vermeiden, wurde eine Kampagne zur konservatorischen Optimierung der gesamten Sammlung bereits im vergangenen Jahr mit Förderung durch das Restaurierungsprogramm des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen angestrebt und konnte erfolgreich begonnen werden.
Seit 2008 wird das Kunstmuseum Bochum durch das Restaurierungsprogramm Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen bei der Konservierung und Restaurierung verschiedenster Werke unterstützt. In diesem Jahr werden acht Werke des Informel bzw. der Kunst aus Ost- und Zentraleuropa nach 1945 restauriert, die wichtige Schwerpunkte der Museumssammlung bilden. Darunter auch Werke von Tadeusz Kantor (1915-1990), zu dessen 100. Geburtstag das Museum eine vielbeachtete Retrospektive veranstaltet hat. Hierbei wurde deutlich, dass zahlreiche Objekte in einem schlechten Zustand sind und für weitere Präsentationszwecke dringend konservatorisch-restauratorisch bearbeitet werden müssen. Als Beispiel sei eine Assemblage von Kantor genannt; eine bemalte, gerahmte Leinwand mit einem Regenschirm, der durch rückseitig verknotete Schnüre auf der Leinwand befestigt ist. Neben weiteren Maßnahmen müssen festaufliegende Staubschichten beseitigt und ein Loch in der Leinwand geschlossen werden.
In mittelalterlicher Zeit gehörte das Bistum Minden zu den wichtigsten politischen und kulturellen Zentren des Reiches. Die kostbaren Objekte des Mindener Domschatzes gehören zu den herausragenden Kunstwerken ihrer Zeit und spiegeln diese Bedeutung wider. In Vorbereitung auf die Neueröffnung der Domschatzkammer erfolgt seit dem Jahr 2012, gefördert durch das NRW-Restaurierungsprogramm, die Konservierung und Restaurierung verschiedener hochrangiger Objekte aus der Sammlung. Als wichtigster Gegenstand der diesjährigen Förderung ist das berühmte aus Bronze gegossene „Mindener Kruzifix“ aus dem 12. Jahrhundert zu nennen. Neben der Durchführung konservatorischer Maßnahmen wie Oberflächenreinigung und Fassungsfestigung werden Untersuchungen zum Fassungsbefund vorgenommen und der weitergehende Restaurierungsbedarf ermittelt. Darüber hinaus werden an verschiedenen Goldschmiedearbeiten, zwei polychrom gefassten Holzskulpturen, einem farbig gefassten Epistular aus Holz und sechs Paramenten unerlässliche bestandssichernde und restauratorische Maßnahmen durchgeführt.
Das Junkerhaus in Lemgo wurde von dem Künstler Karl Junker (1850-1912) erschaffen. Er lebte und arbeitete dort bis zu seinem Tode. Der zweigeschössige Fachwerkbau ist innen und außen mit einer aufwendig geschnitzten hölzernen Bauornamentik versehen. Im Zusammenspiel mit dem vom Künstler selbst gestalteten Mobiliar und den zum Teil bemalten Decken, Wänden und Böden ergibt sich eine ganz eigene und ungewöhnliche Atmosphäre. Das Junkerhaus ist als Gesamtkunstwerk ein einzigartiges Baudenkmal und Ausdruck enormer künstlerischer Konsequenz. Zum umfangreichen künstlerischen Nachlass, der sich im Besitz des Städtischen Museums Lemgo befindet, gehören Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen aus Holz und Architekturmodelle. Es handelt sich um eine der umfangreichsten Sammlungen eines Künstlers, der zu den frühen Repräsentanten der Outsider Art/Art Brut gerechnet wird, in öffentlichem Besitz. Seit 2008 werden kontinuierlich die Restaurierungsarbeiten an Gemälden, Zierrahmen und hölzernen Stelen durch das NRW-Restaurierungsprogramm gefördert. Die Objekte werden im Rahmen von Wechselausstellungen in der im Jahre 2004 errichteten Ausstellungshalle hinter dem Junkerhaus präsentiert.
Das Museum Kunstpalast besitzt mit dem künstlerischen Nachlass von Walther Ophey (1882-1930) ein einzigartiges Zeugnis der rheinischen Moderne. Das Konvolut, das die Stadt Düsseldorf im Jahr 1953 von der Witwe des Künstlers erwarb, umfasst 117 Gemälde und ca. 3000 Arbeiten auf Papier. Bereits in den Jahren 2012 bis 2014 wurden mit Unterstützung durch das NRW-Restaurierungsprogramm 90 Kreidezeichnungen konserviert und restauriert. Das aktuelle Projekt, das sich wieder über drei Jahre erstrecken wird, stellt eine Fortsetzung der Maßnahmen dar. Es geht darum, weitere 120 Kreidezeichnungen von Ophey zu bearbeiten. Neben verschiedenen konservatorischen und restauratorischen Arbeiten liegt der Fokus hierbei besonders auf dem Erhalt der Originalmontagen. Außerdem werden alle Blätter neue archivgerechte Klapppassepartouts erhalten und, wenn sie nicht ausgestellt sind, in maßgerechten Kassetten aufbewahrt werden.
Erich Heckel (1883-1970) gehört zu den Künstlern, die in der Sammlung des Museum Folkwang besonders gut vertreten sind. Schon früh wurde auch die Druckgrafik Heckels gesammelt, die seinem malerischen Schaffen ebenbürtig ist. Das Museum besitzt heute mit fast 1100 Blatt die umfangreichste Druckgrafik-Sammlung des Künstlers. Nachdem in den Jahren 2013 und 2014 die Holzschnitte sowie die Radierungen restauriert wurden, sollen in diesem Jahr, unterstützt durch das Restaurierungsprogramm Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen, 446 Lithographien des Künstlers bearbeitet werden. Die Blätter, die vorab gesichtet und einer restauratorisch-konservatorischen Handlungsanweisung zugeordnet wurden, waren in einem schlechten Zustand in die Sammlung gelangt uns bislang nur in Einzelfällen fachmännisch bearbeitet worden. Sie sind verschmutzt und/oder fleckig und weisen nicht selten beträchtliche Lichtschäden auf. Hinzu kommen in Einzelfällen Risse und Klebstoffreste. Die meisten Grafiken sind in alten Passepartouts aus säurehaltiger Kartonage montiert. Bei dem umfangreichen Restaurierungsprojekt werden die Blätter trocken gereinigt, alte Fälze gelöst und neue angebracht. Manche Werke müssen geglättet werden, an einigen sind Risse zu schließen oder Fehlstellen zu ergänzen. Alle Grafiken erhalten neue Passepartouts.
Der Katharinenhof ist Teil eines Museumskomplexes in Kranenburg. 1959 stiftete der Kölner Kasimir Hagen der Kommune eine umfangreiche Sammlung von Gemälden, Skulpturen, Zeichnungen, Stichen und Andachtsgegenständen. Der Sammlungsbestand wurde durch Ankäufe, Schenkungen und Stiftungen (u.a. die Steeger-Sammlung) erweitert und bereichert.
Betrieben wird der Museumskomplex im historischen Stadtkern vom gemeinnützigen Verein für Heimatschutz e.V. 1922 Kranenburg und seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern. Seit 2013 können durch die Unterstützung durch das Restaurierungsprogramm Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen Konservierung- und Restaurierungsmaßnahmen an Objekten des Museums realisiert werden, die für den Erhalt des Sammlungsbestandes unerlässlich sind. In diesem Jahr stehen elf Gemälde und zwei Fensterbilder verschiedener Künstler im Fokus. Neben präventiven Arbeitsschritten, die eine Oberflächenreinigung und eine Verbesserung der Rahmung vorsehen, ist an sechs Gemälden zusätzlich die Durchführung weitergehender Maßnahmen notwendig, die unter anderem zum Teil auch die Abnahme von Übermalungen und Firnis beinhalten.
Schloss Rheydt ist als einzig komplett erhaltene Renaissance-Wasserschlossanlage des Rheinlands architektonisch von besonderer Bedeutung. Im Inneren des Schlosses wird die umfangreiche museale Sammlung präsentiert, darüber hinaus werden wechselnde Sonderausstellungen gezeigt. Der sakralen Malerei wird vor dem Hintergrund ihrer großen Bedeutung ein eigener Raum gewidmet. Dieser wird von den beiden zu restaurierenden Gemälden („Kreuzanheftung Christi“, um 1500, deutsch und „Die sieben Werke der Barmherzigkeit“, Umkreis des Marten von Cleve d.Ä., Antwerpen 1520-1570), die wichtige Facetten der Renaissance-Gedankenwelt beleuchten, in besonderem Maße dominiert. Insofern sind sie für das stimmige Gesamtkonzept der Gemäldegalerie im Schloss unverzichtbar. Bei beiden Objekten handelt es sich um Holztafelgemälde, die ähnliche Schäden und Alterungsphänomene aufweisen. Hierzu zählen Verschmutzung, starke Bildschichtlockerungen, verfärbte und unstimmige Übermalungen und Retuschen sowie unzureichende Einrahmungen. Bei den vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Restaurierungsmaßnahmen werden lockere Bestandteile gesichert und wieder befestigt, störende unstimmige Retuschen und Übermalungen entfernt und die Holztafeln fachgerecht eingerahmt.
Die Sammlung der Kunstmuseen Krefeld umfasst Werke aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und Neue Medien. Der Schwerpunkt liegt auf der modernen und zeitgenössischen Kunst seit 1945, die mit Werken des Informel und der Zerokunst über Pop Art, Minimal Art, Concept Art und Land Art bis zur Malerei und zu raumbezogenen Arbeiten der Gegenwart vertreten ist. Der ältere Sammlungsbestand reicht zurück bis in die frühe Neuzeit und beinhaltet ein umfangreiches Konvolut von Werken aus der italienischen Renaissance, japanische Holzschnitte wie auch Bestände des "Deutschen Museums für Kunst in Handel und Gewerbe" sowie Gemälde und Skulpturen der Klassischen Moderne. Mit der Förderung aus Landesmitteln können drei hochrangige Kunstwerke der Krefelder Sammlung bei der Wiedereröffnung des sanierten Kaiser Wilhelm Museums 2016 präsentiert werden. Die Kunstmuseen Krefeld positionieren sich mit ihrer Sammlung in den neuen, klimatisierten Räumen als Museum für die Kunst nach 1945. In der Darstellung der Kunst des 20. Jahrhunderts zählen die Werke von Beuys, Moholy‐Nagy und Merz zu den zentralen Positionen. Jedes der drei Objekte weist ein komplexes Schadensbild auf, dem sich verschiedene regional ansässige Restauratoren widmen. Besonders hervorzuheben ist die Bearbeitung der Installation Hagomoro von Mario Merz, bei der neben einer aufwendigen Oberflächenreinigung und der Sicherung von Rissen in einem fragilen Nylongewebe die Abnahme später zugefügter Fremdmaterialien im Mittelpunkt steht.
Das Leinwandgemälde „Anbetung der Hirten“ des Utrechter Meisters Gerrit von Honthorst zählt zu den prominentesten Werken der Niederländersammlung im Kölner Wallraf-Richartz-Museum. Bei der Weihnachtsdarstellung von 1622 handelt es sich um ein Schlüsselwerk des Malers, ein Paradebeispiel für seine unter anderem von Caravaggio beeinflusste, virtuose Malkunst. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ist eine umfassende Restaurierung des Werkes nicht nur dringend zu empfehlen, sondern eine Verpflichtung. Das Leinwandgemälde befindet sich in einem sehr schlechten Zustand. Bei früheren Restaurierungsmaßnahmen wurden unter anderem die Bildmaße verändert, die Leinwand doubliert und die gesamte Bildschicht stark verändert und überarbeitet. Mit Unterstützung durch das Restaurierungsprogramm Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen sollen verschiedene Restaurierungs- und Konservierungsschritte dazu beitragen, den Bestand zu sichern und den mangelhaften Erhaltungszustand zu beheben. Zu den beabsichtigten Maßnahmen zählen die Planierung des Bildträgers, die Abnahme von unstimmigen Übermalungen sowie das Schließen der Malschicht mit Kittungen und Retuschen.
Im Jahr 2015 wird das Museum Zitadelle Jülich zum dritten Mal in Folge durch das Restaurierungsprogramm Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Nachdem in den Vorjahren zwei Drittel restaurierungsbedürftiger Gemälde und Grafiken von J.W. Schirmer sowie seiner Schüler bearbeitet und sämtliche Untersuchungsergebnisse und Maßnahmen dokumentiert wurden, soll durch die Maßnahmen in diesem Jahr die volle Einbeziehbarkeit des Sammlungsbestandes im Bereich Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts erreicht werden. Zwei Bleistiftzeichnungen von Johann Wilhelm Schirmer und 37 Gemälde von Schirmer-Schülern werden konserviert und restauriert. Zu den Maßnahmen zählen Oberflächenreinigungen, Firnisabnahmen, Kittungen und Retuschen. Viele Einrahmungen bedürfen einer Verbesserung. Hier werden beispielsweise die Falze mit Samtband ausgekleidet und die Gemälde erhalten einen Rückseitenschutz. Die durchgeführten Arbeiten der letzten beiden Förderjahre haben Eingang in die Medienstationen und die Vermittlungsarbeit des Museums gefunden. Sie stoßen auf ein großes Interesse bei den Besuchern, so dass auch das diesjährige Projekt in einer Medienschau in der Ausstellung präsentiert werden soll.
Das Museum Burg Wissem, Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf ist ein Spezialmuseum für Bilderbücher, künstlerisch illustrierte Kinder- und Jugendliteratur und Künstlerbücher. Das Museum zeichnet sich vor allem durch seine umfangreiche Sammlung an Originalillustrationen aus, die eine Besonderheit in der europäischen Museumslandschaft darstellt und einen repräsentativen Einblick in die Illustrationskunst des deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchs vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart ermöglicht.
Zu diesem Sammlungs-Herzstück des Museums gehören auch sieben Originalillustrationen von Walter Grieder. Es sind Originale zu insgesamt vier Bilderbüchern aus der Zeit der 1960er Jahre: Drei Originale zu Pierrot und seine Freunde im Zirkus von 1965, ein Original zu Das große Fest von 1966, zwei Originale zu Pekka und sein Pony von 1967 und ein Original zu Die verzauberte Trommel aus dem Jahr 1968. Walter Grieder zählt zu den erfolgreichen und viel beschäftigten Illustratoren seiner Zeit, seine Bildschöpfungen im Bereich der Illustration stehen für künstlerische Originalität und handwerklich überdurchschnittliches Können. Die Objekte weisen Bestoßungen, Oberflächenverletzungen, Einstechlöcher, Kleberrückstände und Knicke auf. Besonders zu erwähnen sind die ausgebrochenen Malschichten an einigen Stellen der Bildwerke; es drohen weitere Farbverluste. Ferner besteht bei einem Original die Gefahr, dass sich ein mit Klebestreifen eingesetztes, bemaltes Kartonstück löst und somit der Originalzustand der Komposition zerstört wird. Dank der Förderung durch das NRW-Restaurierungsprogramm können die Illustrationen erhalten bleiben und einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden.
Die Rauminstallation „Horse Blinders“ (1968-69) von James Rosenquist (*1933) stellt eines der Pop-Art-Hauptwerke des Museum Ludwig in Köln dar. Es gehört zu Rosenquists ersten Environment-Paintings und ist das Ergebnis einer fast zweijährigen Arbeit. Im Sinne eines Panoramagemäldes wird Horse Blinders in einem begehbaren Raum gezeigt. Die Werkgruppe setzt sich aus 23 Einzelelementen – großformatige Leinwandgemälde sowie Aluminiumpaneele - zusammen, die allseitig die Wandflächen ausfüllen. Aluminiumpaneele in den Raumecken lassen den Raum grenzenlos erscheinen. Aufgrund seines konservatorisch instabilen Zustands kann das 23-teilige Werk seit längerer Zeit nicht ausgestellt werden. Als Ursache für den schlechten Erhaltungszustand wird die Einwirkung äußerer Einflüsse gesehen. Dazu zählen unter anderem unsachgemäßes Handling, Transporte und schlechte Lagerungsbedingungen. Ein hoher Anteil an Beschädigungen, wie Fingerabdrücke, Kritzeleien und Deformationen, ist aber auch auf die mutwillige Einwirkung von Museumsbesuchern zurückzuführen. Bei der vom Land Nordrhein-Westfalen großzügig geförderten Restaurierung, die sich über einen Zeitraum von mehr als 16 Monaten erstrecken wird, sollen unter anderem sämtliche Oberflächen gereinigt und alle Deformationen behandelt werden. Bestandteil der Maßnahme ist außerdem die Verbesserung der Montage- sowie der Präsentationsbedingungen.
1823 erhielten die Junggesellen-Schützen St. Pantaleon in Roxel (heute St. Pantaleon-Schützenbruderschaft) ein Geschenk von Annette von Droste-Hülshoff: Eine Fahne, die diese zusammen mit Ihrer Schwester Jenny gefertigt hatte. Als bis heute erhaltene Handarbeit der großen deutschen Dichterin für die Schützen ihres Heimatortes kommt der Fahne weit über Münster hinaus eine besondere Bedeutung zu. Die Förderung durch das NRW-Restaurierungsprogramm hat es möglich gemacht, dass dieses für Westfalen einzigartige textile Kleinod seit August 2015 in der Ausstellung 200 Jahre Westfalen. Jetzt! im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund ausgestellt werden kann. Im Anschluss an die Ausstellung wird die Fahne in der St. Pantaleon-Kirche in Münster-Roxel präsentiert und ist somit auch dauerhaft zugänglich für die Öffentlichkeit.
Im November 2014 erhielt das Jüdische Museum Westfalen eine Schenkung aus Wisconsin/USA: Edward Eisendrath, der das Museum im Rahmen eines "Familientreffens" 2010 kennengelernt hatte, sandte aus dem Nachlass seines Vaters zwei Gebetbücher aus dem Jahre 1833, die laut handschriftlichem Eintrag seinem Urgroßvater David Samson Eisendrath (geb. 1816 in Dorsten -gest. 1878 in Chicago) gehört haben, mit dessen Emigration 1857 in die USA kamen und nun in die Sammlung gelangten. Die Familie Eisendrath - zum größten Teil zwischen 1850 und 1870 in die USA ausgewandert - ist seit vielen Jahren Forschungsgegenstand des Museums. Die Gebetbücher stammen aus einer sehr bekannten jüdischen Druckerei in Sulzbach (Bayern). Sie enthalten nicht nur den hebräischen Text des "Machsor" und eine (jüdisch)-deutsche Übersetzung (in hebräischer Druckkursive), sondern auch mindestens einen, ebenfalls (jüdisch)-deutschen Kommentar. Band 1 ist für die Hohen Feiertage Rosch HaSchanah und Jom Kippur gedacht, Band 2 für die Festtage Sukkoth, Pessach und Schawuot. Die Bände sind von großer Seltenheit, erlangen ihre Bedeutung aber primär durch ihren Kontext, die Geschichte einer folgenreichen und für das 19. Jahrhundert durchaus charakteristischen Familienwanderung. Beide Bücher weisen Schäden an Papier und Einband auf. Das Leder ist ausgetrocknet, berieben, weist Fehlstellen auf und ist am Buchrücken gebrochen. Eine Benutzung führt unmittelbar zu weiteren Schäden am Einband. Mit Hilfe der Landesförderung kann dieses wichtige Kulturgut konserviert und restauriert und somit für die Nachwelt erhalten werden.
2012 wurde das Museum RELIGIO mit einem neuen Konzept als erstes Religionsmuseum Deutschlands wieder eröffnet. Die Präsentation zu Clemens August Kardinal von Galen, der in der NS-Zeit Widerstand gegen die Nationalsozialisten geleistet hat, ist ein wesentlicher Teil der ständigen Ausstellung. Durch die enge Beziehung des damaligen Bischofs von Münster zum Museum in Telgte, welches damals schon bestand, gelangten nach seinem Tod persönliche und herausragende Objekte in den Bestand des Museums. Dazu gehört auch seine Kardinals-Soutane, zusammen mit den roten Pontifikalschuhen, die in der Nachkriegszeit aus einer Damenhandtasche gefertigt wurden. Die Soutane wurde für Kardinal von Galen umgearbeitet und ist ein bedeutendes Zeugnis für die katholische Kirche der Nachkriegszeit. Das Kleidungsstück ist im klassischen Schnitt aus rotem Seidenmoirée gefertigt, auf der Rückseite in einer Schleppe auslaufend. Seine Besonderheit besteht darin, dass man wohl eine Soutane kleinerer Größe an die Maße des Kardinals angepasst hat, indem man die Ärmel verlängerte und am unteren Rand (Übergang zur Schleppe) einen Streifen eines ähnlichen Seidengewebes eingesetzt hat. Es ist überraschend und sicherlich als Dokument der Zeit zu interpretieren, dass dieser Streifen wiederum aus mehreren Stücken zusammengesetzt wurde. Das Seidengewebe ist deutlich sichtbar ausgeblichen, Schäden an der Substanz des Gewebes zeigen sich in Rissen und Fehlstellen, besonders an der Schleppe und im Schulterbereich. Dank der finanziellen Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen können nun die dringend notwendigen Konservierungsmaßnahmen zur Sicherung dieser regional sehr bedeutsamen Soutane realisiert werden.