Geförderte Projekte 2011 im Rahmen des Programms „Förderung der Bildenden Kunst in Nordrhein-Westfalen – Restaurierungsprogramm Bildende Kunst“ des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport.

Acht Gemälde und Zierrahmen des rheinischen Expressionisten Will Küpper (1893-1972) │Will-Küpper-Sammlung, Stadt Brühl

Der in Brühl geborene rheinische Maler Will Küpper (1893-1972) zählt zur zweiten Generation der Expressionisten. Bereits vor 1914 beginnt er seine künstlerische Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Köln. Die Schrecken des Grabungs- und Stellungskrieges erlebt er an der Marne. Die Kriegserlebnisse prägen seine künstlerische Entwicklung. Der Künstler studiert an den Akademien in München und Düsseldorf, wo er seit 1924 bei Heinrich Nauen Meisterschüler ist.

Kunsthistorisch kann Will Küpper als einer der wichtigen rheinischen Expressionisten bewertet werden, der zu Unrecht in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit geraten ist. Dieses Schicksal teilt er mit einer Reihe der Künstler der „Verschollenen Generation“, deren Wirken durch die Gewaltherrschaft in den 30er und 40er Jahren beeinträchtigt war. Die Stadt Brühl arbeitet daran, dass dieser hervorragende Künstler wieder in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit tritt.

In den Jahren 2008 bis 2010 konnten mit Unterstützung des NRW Restaurierungsprogramms Bildende Kunst bereits 21 Gemälde des Künstlers restauriert werden.

In der Projektphase 2011 sollen acht weitere Gemälde und ihre Rahmen konserviert und restauriert werden. Begleitend hierzu werden naturwissenschaftliche Untersuchungen, wie die Analyse der Malmaterialien sowie strahlentechnische Untersuchungen (Röntgen-, UV-Strahlung und Infrarotreflektographie), zum Einsatz kommen. Durch diese Untersuchungsmethoden sollen weitere Erkenntnisse zur Malweise des Künstlers gewonnen werden. Auch die Feststellung sowie Differenzierung von Retuschen, Pentimenten und Übermalungen soll hierdurch erleichtert bzw. ermöglicht werden.

Kontakt:
Brigitte Freericks
Stadt Brühl
Mühlenbach 65
50319 Brühl

Bilderbuch von Ursula Kirchberg: Die alte Linde Gundula, 1966/67 │Museum Burg Wissem, Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf

Das Museum Burg Wissem, Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf, hat den Fokus seiner Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit auf das Bilderbuch gerichtet und ist mit dieser Schwerpunktsetzung innerhalb der europäischen Museumslandschaft einzigartig.

Mit Unterstützung des NRW-Restaurierungsprogramms Bildende Kunst konnten in den Jahren 2009 und 2010 unter anderem Bilderbuchillustrationsvorlagen von Beatrice Braun-Fock (1893-1973), einer wichtigen Repräsentantin für die Bilderbuchkunst, restauriert werden.

In der Projektphase 2011 soll das Bilderbuch „Die alte Linde Gundula“ von Ursula Kirchberg konserviert und restauriert werden. Die 16 Originalillustrationen zeichnen sich durch ihre besondere Herstellungstechnik aus; die Künstlerin entwickelte die Illustrationen, indem sie Teile der Darstellung mit Ölpastell auf ein Trägerpapier malte. Dann wurden gefärbte dünne Seidenpapiere in kleine Stücke gerissen und nebeneinander sowie teilweise übereinander auf das Trägerpapier bzw. partiell auf die bereits gemalten Elemente geklebt. Abschließend wurden sowohl Bereiche der Collage als auch des Trägerpapiers mit Ölpastell bemalt.

Aufgrund des schlechten Erhaltungszustands dieses besonderen Bilderbuchs sind unter anderem folgende Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen vorgesehen: Trockenreinigung, Reduzierung von Flecken, Verkleben und Schließen von Fehlstellen und Rissen.

Abb. 1-3: Gesamtaufnahme und Details

Kontakt:
Museum Burg Wissem
Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf
Frau Almut Tscheuschner
Burgallee 1
53840 Troisdorf
Link zum Bilderbuchmuseum

Bildnachweis: Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf; Abbildungen 1-3 Restaurierungsatelier Dirk Ferlmann, Köln

Tondo aus der Werkstatt Giovanni della Robbia │Städtisches Museum Schloss Rheydt, Mönchengladbach

Schloss Rheydt ist die einzige vollständig erhaltene Renaissanceschlossanlage im Rheinland. Besonders herausragend ist die Fassadengestaltung des Innenhofs, die von vier Tondi geschmückt wird. In seinem Innern beherbergt das Schloss eine Sammlung zur Kunst und Kultur der Renaissance.

Der zu restaurierende Tondo aus der berühmten Florentiner della Robbia Renaissancewerkstatt (um 1523) wurde in 2010 erworben, weil er sehr gut zur Schlossfassade passt und auf besondere Art und Weise die vorhandenen Sammlungsbestände ergänzt. Der im Tondo abgebildete antike Held (Marcus Vipsanius Agrippa) spielt darüber hinaus in der Geschichte des Rheinlandes eine zentrale Rolle.

Im Hinblick auf eine Sonderausstellung im Sommer 2012 und die anschließend dauerhaft geplante Präsentation soll das Werk konserviert und restauriert werden.

Zu den geplanten Maßnahmen zählen unter anderem die Konsolidierung gefährdeter Bereiche von Glasur, Terrakotta und Metallrahmung, Abnahme von unstimmigen Retuschen und Kittungen älteren Datums, Oberflächenreinigung sowie Kittung, Ergänzung und Retusche von Fehlstellen.

Kontakt:
Museum Schloss Rheydt
Dr. Karlheinz Wiegmann
Direktor
Schlossstraße 508
41050 Mönchengladbach
undefinedLink zum Museum Schloss Rheydt

Abb.1: Gesamtansicht des Tondos, Zustand vor der Restaurierung

Abb. 2: Detail: Fehlstellen im Bereich des Früchtekranzes, Zustand vor der Restaurierung

Abb. 3: Detail: Fassungsausbrüche und -bereibungen im Bereich des Kopfes, Zustand vor der Restaurierung

Bildnachweis: Tondo: Marcus Vipsanius Agrippa, della Robbia Werkstatt, um 1523, Museum Schloss Rheydt, Abbildungen 1-3: Dipl. Rest. Melanie Münchau M.A.

Arbeiten von Jean Tinguely, Hanne Darboven, Joseph Beuys, Henning Christiansen, Gerry Schum und Ulrich Rückriem │Museum Abteiberg, Mönchengladbach
  • Jean Tinguely, Fontäne B5, 1966/67
  • Hanne Darboven, Sechs Filme nach sechs Büchern über 1968, 1969
  • Joseph Beuys, Henning Christiansen, Konzert Mönchengladbach (Tonbandaufnahme, Abspielgerät, Tragetasche) 1979
  • Gerry Schum; Land Art, 1969; Identifications, 1970
    Ulrich Rückriem, 1971 (Videobänder)

    Das in Mönchengladbach ansässige Museum Abteiberg ist ein international renommiertes Museum der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, das sich seit den 1960er Jahren durch seine Experimentier- und Sammelfreudigkeit von zeitgenössischer Kunst auszeichnet. Dabei war und ist das Museum immer auch den neueren Medien gegenüber aufgeschlossen. Viele der historisch bedeutsamen Erwerbungen der späten 1960er und 1970er Jahre bedürfen im heutigen Zustand besonders intensiver konservatorischer und restauratorischer Betreuung. Dieser Herausforderung möchte sich das Museum verstärkt widmen.

    Mit Unterstützung des NRW Restaurierungsprogramms Bildende Kunst werden in der Projektphase 2011 verschiedene Werke des Museums konserviert und restauriert.

    Unter anderem wird eine kinetische Plastik von Jean Tinguely (1925-1991): Fontäne B5, 1966/67 restauriert, die aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustands im Museum Abteiberg bisher nicht präsentiert werden konnte. Das Kunstwerk bedarf einer umfassenden Restaurierung, die eine Instandsetzung der Technik beinhaltet.

    In weiteren geförderten Projekten werden verschiedene Objekte der Medien-Kunst restauriert und digitalisiert; so zum Beispiel sechs 16mm-Filme der Konzept-Künstlerin Hanne Darboven von 1969  oder  Tonbandaufnahmen des Fluxuskonzerts „…oder sollen wir es verändern (1969)“ von Joseph Beuys und Henning Christiansen, die zusammen mit je einem Tonbandgerät inklusive Umhängetasche im Jahr 1970 in einer Auflage von 20 Stück realisiert wurden.

    Kontakt:
    Museum Abteiberg
    Susanne Titz, Direktorin
    Abteistraße 27
    41061 Mönchengladbach
    www.museum-abteiberg.de

Atlas der Hautkrankheiten, Wien 1866 │Wilhelm-Fabry-Museum, Stadt Hilden

Das Wilhelm-Fabry-Museum der Stadt Hilden ist ein kleines Spezialmuseum mit dem Schwerpunkt Medizin, Medizingeschichte und Medizin in der Kunst. Die medizinhistorische Sammlung des Museums umfasst unter anderem wertvolle Bücher aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Der hier vorgestellte Atlas erschien in zehn Bänden in Wien zwischen 1856 und 1876. Das Museum besitzt ein seltenes vollständiges Exemplar.

Der Zustand des Atlasses war vor Beginn der Maßnahmen (2008) als sehr restaurierungsbedürftig einzustufen. Zu den typischen Schadensbildern zählen starke Gebrauchsspuren, Verschmutzungen des Einbands und der einzelnen Tafeln, Pilz- und Bakterienbefall sowie Knicke und Risse im Papier.

In den Jahren 2008-2010 konnten mit der Unterstützung durch das NRW Restaurierungsprogramm Bildende Kunst bereits große Teile des Atlasses konserviert und restauriert werden. Die Maßnahme soll in der Projektphase 2011 abgeschlossen werden.

Kontakt:
Dr. Wolfgang Antweiler
Wilhelm-Fabry-Museum
Benrather Str. 32a
40721 Hilden
undefinedLink zum Wilhelm-Fabry-Museum Hilden

 

Abb. 1-3 Atlas der Hautkrankheiten

Bildnachweis: Wilhelm-Fabry-Museum Hilden

23 Kunstwerke des Künstlers Karl Junker (1850-1912) │Museum Junkerhaus Lemgo

Das Junkerhaus wurde in den Jahren 1889 bis 1891 nach den Entwürfen und Planungen von dem Künstler Karl Junker (1850-1912) erbaut. Sein ungewöhnliches Aussehen erhält das Haus durch die reich geschnitzte Bau-Ornamentik. Wie im Bereich der Fassade so dominiert das Holz auch in der Einrichtung der Räume. Eine eigene Qualität besitzen die von Karl Junker entworfenen und gebauten Möbel. Das Junkerhaus, das seit 2004 als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich ist, ist ein einzigartiges Baudenkmal und Ausdruck enormer künstlerischer Konsequenz.

Zum künstlerischen Nachlass von Karl Junker gehören unter anderem über 200 Gemälde, überwiegend ölgebundene Malerei auf hölzernem, teils auf textilem Bildträger. Bei einer Vielzahl seiner Gemälde bilden Bild und Rahmen eine künstlerische Einheit. In dem Junker eigenen Stil sind die Holzrahmen geschnitzt und farbig gefasst.

In den Jahren 2008-2010 konnten mit der Unterstützung des NRW Restaurierungsprogramms Bildende Kunst insgesamt 68 Gemälde und 16 Skulpturen aus der Junkersammlung konserviert und restauriert werden.

In der Projektphase 2011 wird nun die Restaurierung weiterer 22 Gemälde und einer hölzernen Stele ermöglicht. Zu den Hauptschadensbildern zählen Malschichtablösungen, Risse und Deformationen der textilen Bildträger sowie Fassungslockerungen und –verluste an den Künstlerrahmen.

Kontakt:
Jürgen Scheffler
Museumsleiter
Städtisches Museum Lemgo
32655 Lemgo
E-Mail: museen(at)lemgo.de

Anschrift des Junkerhauses:
Museum Junkerhaus
Hamelner Straße 36
32657 Lemgo
Tel.: 05261/667695
Link zum Junkerhaus Lemgo

Lutherbibel: „Die gantze heilige Schrift. Propheten alle Deutsch; Das Neue Testament“ von Hans Kraft aus Wittenberg, 1576 │Märkischer Kreis - Museum Burg Altena

Das Museum der Grafschaft Mark in der Burg Altena zeigt die Regionalgeschichte des Märkischen Sauerlandes mit den Schwerpunkten Geologie, Ur- und Frühgeschichte sowie Wirtschafts- und Kulturgeschichte des frühen Mittelalters, der frühen Neuzeit und des Industriezeitalters.

Mit der Lutherbibel  „Die gantze Heilige Schrift, Propheten alle Deutsch, das Neue Testament“, von Hans Kraft in Wittenberg 1576 gedruckt, besitzt das Museum ein sehr seltenes Exemplar dieser Ausgabe, von der nur vier weitere in deutschen Archiven und Bibliotheken bekannt sind. Es handelt sich um einen Ganzlederband mit Blindprägung, bemalten Bereichen sowie Schließen und Eckbeschlägen. Den besonderen Reiz stellen die hochwertigen farbigen Holzschnitte dar, die vermutlich von Johann Teufel gefertigt wurden.

Im heutigen Zustand ist das Buch als stark restaurierungsbedürftig einzustufen. Neben zahlreichen Beschädigungen und Fehlstellen im Bereich des Ledereinbands und des Buchblocks liegen starke Verschmutzungen und Verfärbungen vor. Zudem sind originale Bestandteile verloren gegangen bzw. haben sie sich von ihrem Untergrund abgelöst.

Um die Bibel wieder auf einen ausstellungsfähigen Zustand zu bringen, wird sie mit der Unterstützung des NRW-Restaurierungsprogramms Bildende Kunst konserviert und restauriert. 

Zu den im Konzept vorgesehenen Maßnahmen zählen unter anderem die Reinigung sämtlicher Buchbestandteile, die Verstärkung von Schwachstellen sowie das Schließen von Rissen. Fehlende Teile sollen ergänzt und abgelöste Bestandteile wieder befestigt werden.

Kontakt:
Dipl. Rest. Holger Lüders
Museen der Burg Altena
Fritz-Thomée-Str. 80
58762 Altena
Link zu den Museen Burg Altena

 

Abb. 1-3: Vorderdeckel, Rücken und Rückdeckel mit zahlreichen Fehlstellen besonders am Rücken und großflächig auf dem Vorderdeckel

Abb. 4: Titelseite mit ‚fliegendem Blatt‘ vom Vorsatz; Verwellungen, Knicke, Wasserränder und gelöste Heftung sind deutlich sichtbar

Bildnachweis: Lutherbibel: „Die gantze heilige Schrift. Propheten alle Deutsch; Das Neue Testament“ von Hans Kraft aus Wittenberg, 1576; Abbildungen 1-4  Restaurierungsatelier Dirk Ferlmann, Köln