„L. C.“ war in feinen Lettern über dem Scheitel der Christusfigur zu lesen, als das restaurierungsbedürftige Gemälde aus der Kirche in Bettbrunn im Frühsommer 2023 am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) angeliefert wurde. Aufgrund der Initialen stand der Verdacht im Raum, dass es sich beim Maler um Lucas Cranach d. J. handeln könnte.
Eine erste Bestandsaufnahme offenbarte ästhetische Beeinträchtigungen am etwa 450 Jahre alten Christusbild: Der gealterte Firnis war gelblich geworden und hatte weißliche Schlieren hinterlassen, alte Retuschen traten stark sichtbar hervor. Die Expertinnen am Landesamt – darunter auch VDR-Vorstandsmitglied Julia Brandt – führten kunsttechnologische Untersuchungen mittels Streiflicht, UV-Fluoreszenzfotografie, Infrarotreflektografie und Röntgen durch.
Sie stellten fest, dass das Gemälde mindestens zweimal großflächig überarbeitet worden war. Nach einer Farbpigmentuntersuchung im Zentrallabor des BLfD und einer Testreihe mit verschiedenen Lösungsmitteln entschieden sich die Expertinnen, den alten Firnis abzunehmen, um die ursprüngliche Farbsättigung und Leuchtkraft wiederherzustellen. Das mutmaßliche Cranach-Monogramm L. C. stellte sich nach der Abnahme nachträglicher Überarbeitungen allerdings als L. G. heraus. Lucas Cranach d. J. kann damit als Maler ausgeschlossen werden – der Cold Case „Cranach“ ist gelöst.
Einblicke in den Kunstkrimi gibt ein Fernsehbeitrag des BR: Abendschau vom 11.03.2025 - Der Süden: Kunst-Krimi: Cold Case Cranach - hier anschauen.
Auch hat Julia Brandt ein Interview mit dem Donaukurier (11.03.2025) geführt.