Besuch des Hue de Grais in Wolkramshausen

Ein Bericht von Wolfgang Schitke und Christine Machate über das 4. Fachgruppentreffen der Landesgruppe Thüringen 2024 //   Am 26.10.2024 traf sich die Thüringer Landesgruppe des VDR in Wolkramshausen im Hue […]
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Ein Bericht von Wolfgang Schitke und Christine Machate über das 4. Fachgruppentreffen der Landesgruppe Thüringen 2024 //

 

Am 26.10.2024 traf sich die Thüringer Landesgruppe des VDR in Wolkramshausen im Hue de Grais, dem Sitz von Herrn Werthern. Er entstammt einer alt eingesessenen Familie mit verwandtschaftlichen Beziehungen nach Frankreich. Das 1680 erbaute Schlösschen in Wolkramshausen, in der Nähe von Sondershausen in Thüringen, ist bereits in der 4. Generation durch Herrn Wertherns
Familie bewohnt. Es hatte in den Jahren eine wechselvolle Geschichte, die nicht spurlos an dem Haus vorbeigegangen ist, nachzulesen unter www.huedegrais.de.

Bis 1956 war es noch von der Familie bewohnt, 1972 enteignet und von der LPG genutzt. Mitglieder der örtlichen Kulturbundgruppe versuchten dem fortschreitenden Verfall und den Verlusten des Interieurs entgegenzuwirken. So wurden in den 1980er Jahren Stühle und Wandverkleidungsteile im damaligen VEB Denkmalpflege in Erfurt restauriert.

Zu Beginn der 1990er Jahre nahm die Rettung des Gebäudes kurzzeitig Fahrt auf, aber erst mit der Rückübertragung an die Familie Werthern 1999 wird nun kontinuierlich die Restaurierung des Schlösschens fortgesetzt.

Besonders bemerkenswert ist die barocke Ausstattung aus der Zeit des Umbaus 1752-54: Es gibt 6 Räume mit wunderbar bemalten Leinwandtapeten, die trotz Ausbau und ungünstiger Lagerung noch fast vollständig erhalten sind sowie 2 Räume mit außerordentlich interessanten Textilbespannungen. Dazu gehört teilweise noch erhaltenes Mobiliar, Öfen und hölzerne Wandverkleidungen.

Bei unserem Besuch führte uns der Hausherr zunächst durch das ganze Haus und erzählte uns die Geschichte des Hauses und seiner Familie. Danach berichteten uns die Restauratorinnen des Restauratorenkollektivs Erfurt Janka Acht und Simone Schmiedkunz über ihre seit 2019 laufenden Arbeiten an den bemalten Leinwandtapeten, für deren Wiederanbringung sie eine innovative Methode entwickelt haben.

Wir hatten sehr schönes Oktoberwetter und konnten im Park genussvoll zu Mittag speisen. Alle Teilnehmer der Exkursion hatten leckere Speisen und Getränke mitgebracht, so dass es ein wahres Festmahl wurde.

Den angrenzenden Park konnten wir noch besichtigen und zu Spaziergängen nutzen. Auch er wird Stück für Stuck in seiner barocken Form wiederhergestellt. Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die Besichtigung der Kirche im Ort. Restauratorin Helga von Medem gab uns hier einen Einblick.

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Wir als Restauratoren mussten fassungslos registrieren, wie die Kirche noch zum Ende der 1980er Jahre umgestaltet wurde. Die religiösen Ausstattungsgegenstände waren ausgebaut und im Turmsockel eingelagert worden. Die Kirche erinnert nun durch den Einbau einer stabilen Stahltreppe und einer heruntergezogenen Decke mit schlichten, gespundeten Brettern mehr an ein Kulturhaus. Leider sind an den sakralen Teilen während der Zeit der Auslagerung durch Feuchteschäden starke Verluste entstanden, so dass sich die bauliche Veränderung nicht wieder einfach zurückbauen lässt.
Frau von Medem arbeitet derzeit an der Sicherung der verbliebenen Fragmente der sakralen Ausstattung und erarbeitet Vorschläge für deren Präsentation und Lagerung. Hinweise und Ideen durch die Kollegen wären ihr sehr willkommen.

Insgesamt war es ein ereignisreicher Tag, der viel interessanten Gesprächsstoff für verschiedene Fachgebiete bereithielt.