Am 10. Juni fand in Stepenitz (Landkreis Prignitz in Brandenburg) ein Kolloquium statt, bei dem die aktuellen Forschungs- und Restaurierungsergebnisse zu Dreifigurenschreinen bzw. zu den spätgotischen Flügelaltären in Porep, Nätebow-Bollewick und Wittstock vorgestellt wurden. Die Organisation der Tagung lag in den Händen von Bauforscher und Denkmalpfleger Gordon Thalmann, mit Unterstützung des Kunsthistorikers Detlef Witt und der Restauratorin Dörte Busch vom BLDAM.
Ein Bericht von Dörte Busch, BLDAM
Im Fokus des interdisziplinären Austauschs standen Fragestellungen zur kunsttechnologischen Forschung und zur Restaurierung und Denkmalpflege der spätgotischen Retabelkunst. Die Idee dazu entstand aufgrund jüngst durchgeführter oder in Planung befindlicher Restaurierungsvorhaben. Die Altarretabel aus Porep und Nätebow zeichnen sich durch qualitätvolle Tafelmalerei und eine besonders reiche und ungewöhnliche Vielfalt an Fasstechniken aus. Vor allem weil heute nur sehr wenig mittelalterliche Fassungen von Bildwerken erhalten sind, kann ihr Wert als Quelle nicht hoch genug geschätzt werden. Immer wieder fällt auf, dass noch viele Fragen zur Herkunft, Herstellungstechnik und Werkstattzugehörigkeiten der spätgotischen Bildwerke offen sind. Mit dem fachlichen Austausch unterschiedlicher Spezialisten kann dazu beigetragen werden, viele vereinzelte Erkenntnisse zusammenzuführen.
Thematisiert wurden auch die Schwierigkeiten, vor denen die kleinen Kirchengemeinden stehen, die dringend fachliche Beratung und Unterstützung bei der Durchführung von Restaurierungsvorhaben und bei der Einwerbung von Mitteln brauchen. Dafür ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von freiberuflichen Restauratoren und Kunsthistorikern zu nutzen, und unbedingt sind die Fachbehörden der Länder und Kirchen ausreichend zu besetzen. In diesem Sinne wird zurzeit dringend die Neubesetzung der Referentenstelle für Restaurierung am Landesamt für Kultur und Denkmalpflege M-V erwartet.
Der Tagungsort erwies sich als bestens geeignet und bot einen perfekten Rahmen für Vorträge und interessante Gespräche. Im Klostergartenhotel des Ev. Stift Marienfließ war für einen angenehmen Aufenthalt gesorgt. Bevor Gordon Thalmann mit einem bauhistorischen Rundgang die Anlage des Klosters Marienfließ vorstellte, ermöglichte die Priorin Almut Kautz allen Teilnehmern in der Klosterkirche das stille Gedenken an unseren geschätzten Kollegen Bernd Janowski. Nach den Fachvorträgen wurden die Gespräche während der Besichtigung der Retabel in den Dorfkirchen in Porep und in Nätebow- Bollewick fortgesetzt.
Besondere Resonanz fand die Veranstaltung bei Restauratoren, die in größerer Zahl vertreten waren. Aufgrund des allgemeinen Zuspruchs soll das Veranstaltungsformat im nächsten Jahr wiederholt werden und ein Forum zum alljährlichen kunsttechnologischen Austausch über spätgotische Flügelaltäre in Brandenburg und in den Nachbarregionen bieten.
Fotos: Gordon Thalmann