Am 1. und 2. Februar 2024 traf sich das VDR-Präsidium im Nicolaihaus in Berlin. Die Strategiesitzung am Jahresanfang ergänzt seit 2023 die turnusmäßigen zweiwöchentlichen Online-Treffen des Präsidiums. Mit deutlich mehr Zeit im Gepäck setzen sich die fünf Präsidiumsmitglieder und die Geschäftsstelle zusammen, um Ziele für das anstehende Jahr festzustecken.
Worauf legt der Verband ab 2024 seinen Fokus? Bevor die Frage beantwortet werden konnte, brauchte es zunächst einen Rückblick aufs Vorjahr.
Erreichte Ziele
Im Januar 2023 legte der Verband zehn Kernthemen für die Zukunft fest. Vier davon konnte der VDR erfolgreich abschließen:
- Neubesetzung der Berliner Geschäftsstelle:
Das Hauptstadtbüro wurde mit Mirjana Preibusch besetzt. - Informationen zur sozialen Absicherung
... sind dank des enormen Engagements der IGSF erarbeitet und werden nun von der Geschäftsstelle in den letzten Zügen online eingepflegt. - Günstigere Berufsunfähigkeitsversicherung:
Durch Abschluss eines Rahmenvertrages zwischen VDR und HDI ist ein weiterer Baustein für eine bessere soziale Absicherung von Restaurator:innen geglückt. (Wir informierten.) „Die Anforderungen für die notwendige Gesundheitsprüfung sind bei diesem Rahmenvertrag geringer als allgemein üblich. Die BU der HDI sichert auch Familienangehörige von VDR-Mitgliedern mit ab, bei Unfällen wie bei Erkrankungen“, erklärt Vizepräsident Dirk Sturmfels, der für den VDR mit der HDI in Verhandlung stand. - Mentor:innenprogramm gestartet: Im August startete der VDR die Suche nach Mentor:innen. Wenige Monate später haben sich bereits erste Tandems gefunden. „Das ist ein Stück lebendige Vereinskultur im VDR, über das ich persönlich mich sehr freue“, meint Mirjana Preibusch, die das Programm in der VDR-Geschäftsstelle betreut. Weitere Interessierte, vor allem Berufseinsteiger:innen dürfen sich fortwährend bei ihr melden!
Kurz vor dem Abschluss
... stehen drei weitere Projekte, allesamt Publikationen:
- Handlungsleitfaden zur wirkungsvollen Erstversorgung von Kulturgut im Katastrophenfall:
Das Anfang Januar 2023 gestartete Projekt ist recht weit vorangeschritten. Die letzten Monate waren arbeitsintensiv für alle Beteiligten. Die Texte sind fast alle geschrieben, das erste Layout steht. Letzte Arbeiten, alles in Form zu bringen, sind nun zu meistern. Im Frühsommer soll der erste Schritt des ehrgeizigen Projekts abgeschlossen werden – mit einer digitalen Veröffentlichung. Über die Fertigstellung hinaus wird jetzt schon deutlich: Die Publikation hat Ausbaupotential. „In diesem Projekt ist noch ganz viel Musik drin“, bringt Nadine Thiel es auf den Punkt. Erweiterungen um zusätzliche Objektgattungen sind denkbar. Eine Druckauflage ist der große Wunsch. Auch sieht der VDR die Option, die Publikation gemeinsam mit E.C.C.O. in andere Sprachen zu übersetzen. Hierfür sollen weitere Fördergelder eingeworben werden. - Grünes Heftes:
Seit 2022 ist der VDR Mitglied im Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e.V. (AHO). Im AHO wird noch in diesem Jahr das sogenannte Grüne Heft für die Restaurator:innen erscheinen. „Die abschließenden Korrekturen liegen nun in unseren Händen“, berichtet Sven Taubert aus dem Ausschuss. Das Heft wird ein Leistungsbild zur Restaurierungsplanung enthalten sowie Honorarempfehlungen, an denen sich auch Restaurator:innen mit anderen Spezialisierungen orientieren können. - Basisbroschüre des VDR:
Inhaltlich und grafisch komplett neu gestaltet wird derzeit auch die Basisbroschüre des VDR. Die ersten Texte und Bilder sind fertig, weitere Interviews müssen noch geführt werden. Entstehen soll eine Broschüre für interessierte Laien mit lebendigen Geschichten über und mit Persönlichkeiten aus allen Bereichen der Restaurierung.
Fortlaufend in Arbeit
Über 2023 und 2024 hinaus bleiben mehrere Themen dauerhaft auf der Agenda, für die der VDR im Austausch mit den entsprechenden Partnern steht.
- Mitarbeit im Klimaausschuss des Deutschen Museumsbundes
- und im Projekt NFDI4O
- Kooperationen mit deutschsprachigen Hochschulen
Fokus 2024: Was wird wichtig?
- Zugang zum Beruf und Zugang zum Verband: zwei unterschiedliche Dinge?
Wie hinlänglich bekannt, sind die KuR-Studiengänge seit 2005 sukzessive auf BA und MA umgestellt worden. Nach fast 20 Jahren ist klar: Der BA ist der erste von den Hochschulen und mittlerweile auch Arbeitgeber:innen anerkannte berufsqualifizierende Abschluss. Auch werden zunehmend BA und MA in unterschiedlichen Studienfächern miteinander kombiniert. Entsprechend erhält der Verband vermehrt Mitgliedsanträge von Personen, die nach derzeit geltender Satzung nicht Ordentliches Mitglied (OM) werden können, da ein konsekutives Studium erforderlich ist. Die Assoziierte und Korrespondierende Mitgliedschaft wäre möglich, erscheint hingegen aber zu wenig attraktiv.Das VDR-Präsidium, das sich als Vertretung eines gesamten Berufsstandes versteht, möchte für diese Kolleg:innen attraktive Lösungen finden. Es ist wichtig, jetzt in die Zukunft zu blicken und diese besteht vornehmlich aus Restaurator:innen mit Bachelor und Master. Dringend benötigt wird eine Lösung, die der Berufsrealität Rechnung trägt und zugleich dem Anspruch an eine Qualitätssicherung gerecht wird. Das Präsidium wird daher in diesem Jahr den intensiven Dialog mit den VDR-Gremien, E.C.C.O., den Hochschulen und dem Nachwuchs anstoßen, um in der Beantwortung der Frage weiterzukommen und die Idee eines offenen, kollegialen und inklusiven Verbandes zu erfüllen.
- Gefahr- und Giftstoffe als Kernthema
Im Wissen, dass alle Restaurator:innen in ihrem Berufsleben mindestens einmal auf Gefahrstoffe treffen, richtete der VDR 2020 einen Arbeitsausschuss Arbeitssicherheit ein. Dieser füllt sich nun beständig mit Leben. Die Vorsitzenden des Arbeitsausschusses bereiten derzeit mit Partner:innen eine erste Tagung für Mai vor. Thema werden Gift- und Gefahrstoffe beim Umgang mit Kulturgut sein.Das Thema ist ein Muss für die Berufsgruppe. Die zentrale Bedeutung zeigte sich auch an der schieren Anzahl an Themenvorschlägen, die auf den Call for Papers eintrafen. Es gibt immer wieder Bereiche, in denen man keine Giftstoffe erwartet hätte und diese dennoch auftauchen. Gift- und Gefahrstoffe zu erkennen, Arbeitsschutzmaßnahmen treffen zu können und gezieltes Kontaminiationsmanagement zu betreiben ist unerlässlich.
Die Tagung im Mai soll somit ein erster Baustein sein, Wissen zum Thema zu vermitteln. Weitere Informationsangebote sollen folgen. Auch auf der Messe denkmal möchte der VDR sich zur Arbeitssicherheit positionieren. Gesundheit im Berufsalltag geht uns alle an!
Hinweis: An dieser Stelle nicht genannt ist die Vielzahl an Präsenz-Veranstaltungen und Webinaren, die VDR-Gremien und Geschäftsstelle jährlich meistern und die ein wesentlicher Teil des Verbandslebens sind. Genauso steht in diesem Jahr die Optimierung der VDR-Website restauratoren.de an.