Peter Taubert wurde 1940 im böhmischen Aussig an der Elbe (heute Usti nad Labem, Tschechien) geboren. Durch Kriegsgeschehen und Vertreibung strandete er mit seiner Mutter 1945 in Dresden, wo beide Unterkunft bei Verwandten fanden. Dresden – eine durch Kriegszerstörung schwer gezeichnete Stadt – wird fortan Peter Tauberts Lebensmittelpunkt. Der im Krieg verschollen gebliebene Vater, der frühe Tod der Mutter und die schwierigen Lebensumstände in der Zeit unmittelbar nach dem Krieg sollten für Peter Taubert ein Leben lang prägend bleiben.
Später erinnert er sich, dass Kunst und Malerei ihn schon in früher Jugendzeit interessierten – ohne dass er selbst genauer bestimmen konnte, woher diese Neigung rührte, denn in der Familie sind eher Landwirte, Verwaltungsangestellte und Schiffsbauer zu finden.
1955-58 absolvierte Peter Taubert eine Lehre zum Dekorationsmaler. Der Abschluss als Meister folgte bald. Er besuchte nun zusätzlich verschiedene Mal- und Zeichenkurse u. a. bei Fritz Kempe und Max Möbius, um die handwerklichen Fertigkeiten durch künstlerische Sensibilisierung zu ergänzen.
Erste Aufgaben in Denkmalpflege und Restaurierung erwarteten Peter Taubert nach dem mutigen Schritt in die Selbständigkeit 1964 – ungewöhnlich und politisch nicht konform in einer von sozialistischen Doktrinen geprägten Gesellschaft. Durch die wohlwollende Aufnahme in das „freie“ Künstler- und Restauratorenteam um Helmar Helas, Matthias Schulz sowie Fritz und Hans Riedel gelang Peter Taubert endlich der Einstieg in das Restauratorenleben. Restaurierungskampagnen in sächsischen Kirchenräumen mit anspruchsvollen künstlerischen Ausstattungen gehören zu seinen frühen Projekten – regelmäßig wissenschaftlich begleitet und gefördert vom Institut für Denkmalpflege Dresden (heute Landesamt für Denkmalpflege Sachsen). Hier nutzte Peter Taubert einige Jahre ein Gastatelier. Seinerzeit war es gelebte Arbeitspraxis in der denkmalpflegerischen Restaurierung, dass das LfD die wichtigen Projekte im Lande denkmalpflegerisch, bauarchäologisch und kunstwissenschaftlich sehr eng begleitete. So ist auch Peter Taubert an den herausfordernden Aufgaben der Zeit in engem Austausch mit Dr. Elisabeth Hütter, Prof. Hans Nadler, Prof. Gerhard Glaser und Prof. Heinrich Magirius gewachsen.
Es sind die Jahre des Wiederaufbaus, der Beseitigung von Kriegsschäden und Vernachlässigung, aber auch die der Neuentwicklung denkmalpflegerischer Strategien und restauratorischer Konzepte, in die Peter Taubert als junger Mensch geworfen wurde. So wird er Zeuge und selbst Teil dieser wichtigen Entwicklungen.
Ein Lehrauftrag führte Peter Taubert 1974 an die Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden in den Fachbereich Restaurierung zum Lehrgebiet „Techniken der historischen Vergoldung“. Prof. Ingo Sandner lud ihn dorthin ein, wo er in Deutschlands erstem Hochschul-Studiengang für Konservierung und Restaurierung mit den Studierenden die Ausbildung an originalen Ausstattungsstücken aus dem kriegszerstörten „Grünen Gewölbe“ im Dresdner Residenzschloss vollzog oder Sondertechniken, wie z.B. die Herstellung von Pressbrokaten erforschte und mit den Studierenden praktizierte. Fast 300 Kolleginnen und Kollegen lernten ihn als Lehrenden bis 1992 in ihrem Studium an der HfBK Dresden kennen und schätzen.
Durch seine fundierten Erfahrungen, handwerkliches Können und künstlerische Kenntnisse ergab sich eine dauerhafte Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), den Kirchbauämtern und den staatlichen und kommunalen Bauverwaltungen an namhaften Kulturdenkmalen in Sachsen, so zum Beispiel an der Dresdner Kathedrale, der Dresdner Semperoper beim Wiederaufbau bis 1985, der Sempergalerie, dem ehemaligen Residenzschloss Dresden oder an den Schlössern Moritzburg und Pillnitz. Wichtig waren und blieben ihm sein Leben lang die zahlreichen Kirchen in Sachsens Städten und Dörfern, an deren Restaurierung er – meistens im Team mit Kolleginnen und Kollegen – großen Anteil hatte. Die große Mehrzahl dieser Restaurierungen hat bis heute Bestand und ist noch immer fachlich respektiert, was nicht selbstverständlich ist.
Mit dem Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche berief ihn die Stiftung Frauenkirche zwischen 2002 bis 2005 zum „künstlerisch-restauratorischen Oberleiter für die Wiedergewinnung der Innenraumfarbigkeit“. Neben seiner Leitungsfunktion arbeitete er zusammen mit Christoph Wetzel und Sven Taubert an der raumprägenden Kuppelausmalung.
Peter Taubert war seit seiner Jugend der Kunst, der Denkmalpflege und Restaurierung eng verbunden, seine Lebensmittelpunkte lagen dabei in Dresden und später im erzgebirgischen Annaberg-Buchholz, wo er fast 20 Jahre an der Restaurierung von St. Annen, einer der prominenten spätgotischen Hallenkirchen Sachsens, mitwirkte.
Durch seine vielseitige Ausbildung, zahlreiche Einflüsse und Prägungen wichtiger Lehrer:innen und Weggefährt:innen wurde er einer der ersten anerkannten Restauratoren im heutigen, modernen Sinne.
Berufspolitisch interessierte und engagierte sich Peter Taubert seit 1964 – zuerst im Verband der Bildenden Künstler (VBK) - Sektion Restaurierung, nach der politischen Wende 1989 im Deutschen Verband freiberuflicher Restauratoren (DVFR) und schließlich ab 2002 im neu gegründeten Verband der Restauratoren (VDR).
Seine letzten Jahre waren durch Krankheit leidvoll geprägt. Nach einem langen ereignisreichen Leben im Dienst der Kunst und der Kulturgutpflege starb Peter Taubert am 4. Oktober 2023 in Radebeul bei Dresden. Am 16. Oktober 2023 wurde er mit einem würdigen Trauergottesdienst auf dem alten Friedhof der St. Emmauskirche in Dresden-Kaditz beigesetzt.
Der Verband der Restauratoren verliert mit Peter Taubert ein Mitglied der ersten Stunde. Mit großem Respekt und Dankbarkeit für Erworbenes und Geleistetes erinnern wir uns an Peter Taubert als einen geduldigen Lehrer, einen treuen Freund und wertvollen Kollegen.
Sven Taubert
im Dezember 2023
Im Bild oben Peter Taubert, gemalt von Christoph Wetzel 2006.