Fachgruppe Ethnografische Objekte – Volks- und Völkerkunde
Über das Fachgebiet
Die wissenschaftliche und konservatorische Bearbeitung ethnografischer Objekte durch Ethnologen und Restauratoren, sowie ihre Ausstellung und Erläuterung dient dem interkulturellen Austausch und der Verständnisbildung und ermöglicht der interessierten Öffentlichkeit gezielte Einblicke in die Geschichte, Tradition, Gebräuche, Religion und Lebensweise anderer, wie auch der eigenen Kultur.
Ethnografische bzw. volks- und völkerkundliche Objekte sind Gegenstände der sogenannten materiellen Kultur europäischer und außereuropäischer Völker. Zur materiellen Kultur gehören all jene Gegenstände, die „in einer Kultur gebraucht werden oder mit Bedeutung behaftet sind“ – zum Beispiel Gebrauchsgegenstände des Alltags, Werkzeuge und Maschinen, architektonische Einheiten, zeremonielle und religiöse Gegenstände.
Aus diesem Grund haben alle Aspekte präventiver Konservierung Priorität vor Eingriffen am Objekt. Dazu gehören neben der Kontrolle der Klimabedingungen (Licht, Luft, Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit) in Depot und Schauräumen auch Methoden zur Kontrolle und Bekämpfung von tierischen Schädlingen sowie eine den physikalischen Erfordernissen des einzelnen Objektes angemessene Art der Aufbewahrung und Ausstellung.
Aufwändigere Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen einzelner Objekte sind vor allem dann sinnvoll, wenn die Objekte mit Blick auf Nachhaltigkeit aufbewahrt und ausgestellt werden. Alle Maßnahmen erfolgen unter Berücksichtigung weitgehender Umkehrbarkeit. Ein weiteres Bestreben ist es, das Restaurierungsziel durch möglichst minimalen Eingriff in die Originalsubstanz des Objektes zu erreichen.
Kennzeichnend für ethnografische Objekte ist oft ihre Funktionsgebundenheit und ihre häufig zu beobachtende, materielle Komplexität. Ethnografische Objekte bestehen aus organischen und anorganischen Materialien, so zum Beispiel aus Pflanzenfasern, -stängeln und -blättern, Holz und Rinde, Tierhäuten, -därmen, -haaren und -zähnen, Horn, Knochen, Elfenbein, Muscheln, natürlichen pflanzlichen und mineralischen Farbstoffen und Pigmenten, Tonerden, Harzen oder Gummen. Ebenso finden sich Metalle, Glas, synthetische Bindemittel und Pigmente sowie Kunststoffe. All diese Materialien unterliegen unterschiedlichsten Veränderungs- und Alterungsprozessen und bedürfen verschiedenster Untersuchungs- und Restaurierungsmethoden und -techniken.
Darüber hinaus besitzen viele Objekte eine religiöse, rituelle oder ideelle Bedeutung und unterliegen oft einer speziellen Vorstellung des Vorbesitzers in Bezug auf ihre Handhabung und Lagerung. Diese Aspekte sollten bei konservatorischen Eingriffen berücksichtigt bzw. nicht verändert werden. Restauratoren ethnografischer Objekte müssen daher, über die verwendeten Materialien und Techniken hinaus, auch über die kulturelle Bedeutung und den Gebrauch eines Objektes informiert sein. Aus diesem Grund stellt der Dialog mit Vertretern der betroffenen Kultur sowie Ethnologen eine wichtige Ergänzung zur Literaturrecherche dar. Kennzeichen originaler Nutzung müssen, soweit möglich, erhalten und dokumentiert werden. Konkret kann dies bei einer Restaurierung bedeuten, dass eine Beschädigung oder Verschmutzung, die durch den originalen Gebrauch hervorgerufen wurde, belassen wird.
Um Erkenntnisse über den Erhaltungszustand eines Objektes, die verwendeten Materialien und die Herstellungstechnik zu gewinnen, werden neben gängigen Methoden zur Materialanalyse wie Auflicht- und Durchlichtmikroskopie, UV-Licht, Infrarotlicht, Spot-Tests usw. auch komplexere physikalische und chemische Analyseverfahren eingesetzt, wie Röntgenstrahlen, Infrarot-Spektroskopie, Massenspektroskopie, Gaschromotographie und andere.
Die Fachgruppe ist derzeit inaktiv.
Für Anfragen wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle in Bonn Telefon (0228) 92 68 97-0 oder an info@restauratoren.de.
Kontakt
Über die Fachgruppe
Die Fachgruppe sieht sich in erster Linie als Forum und Netzwerk für Restauratoren, die sich mit der Konservierung und Restaurierung ethnografischer Objekte befassen. Ihr Ziel ist es, geeignete Restaurierungsansätze und Methoden für in der Ethnologie gebräuchliche Materialien und Objektgruppen zu vermitteln und weiter zu entwickeln.
Im Rahmen von Exkursionen, Seminaren und Tagungen sowie durch Publikationen werden der Informationsfluss und -austausch innerhalb der Fachgruppe gefördert und ethische Standpunkte diskutiert. Des weiteren steht die Fachgruppe der interessierten Öffentlichkeit als Ansprechpartnerin bei allen Fragen zur Restaurierung und Konservierung ethnografischer Objekte zur Verfügung.
Aktuelles
Verabschiedung der Sprecherinnen der FG EVV
Liebe Fachgruppenmitglieder, nach fast sieben Jahren als Ihre Sprecherinnen der Fachgruppe Ethnografische Objekte – Volks- und Völkerkunde (FG EVV) verabschieden wir, Diana Gabler und Brigitte Brühl, uns heute bei Ihnen. […]
VDR-Tagung “Kurios, Selten, Sonderbar” – ein Tagungsbericht
Vom 29. März bis zum 1. April 2017 fand die erste gemeinsame Tagung der VDR-Fachgruppen archäologische Objekte, ethnografische Objekte, Volks- und Völkerkunde und kunsthandwerkliche Objekte in Weimar statt . Unter […]
“Kurios, selten, sonderbar – Herausforderungen in der Objektkonservierung”
“Kurios, selten, sonderbar – Herausforderungen in der Objektkonservierung” Diese Fachtagung vom 29. März bis 1. April 2017 in Weimar wurde von den drei VDR-Fachgruppen Archäologische Objekte, Ethnografische Objekte und Kunsthandwerkliche […]