Merkblatt erschienen: Einsatz von Salzlösungen in Vitrinen

Unter dem Vortragstitel „Kaliumcarbonat – die Lösung“ wurde auf der Tagung der VDR-Fachgruppe ‚Präventive Konservierung‘ zur Sammlungspflege Anfang Juli 2022 eine fast vergessene Methode zur Klimatisierung von Vitrinen wieder in Erinnerung gebracht: Offene Schalen mit gesättigten Salzlösungen auf dem Vitrinenboden stellen eine feste Luftfeuchtigkeit ein. Leider wurde diese Methode durch Silikagel-Produkte fast völlig verdrängt, obwohl diese eine geringere Kapazität haben und des Öfteren regeneriert werden müssen. Nun startet ein Forschungsprojekt. Parallel sind Museen dazu eingeladen, sich an der Erprobung zu beteiligen.
Hier wird noch mit gesättigten Salzlösungen klimatisert: Ausstellung empfindlicher Gläser auf der Veste Coburg, Bodenfach für Salzlösungen fürs Foto geöffnet.   © Heiner Grieb, Veste
Hier wird noch mit gesättigten Salzlösungen klimatisert: Ausstellung empfindlicher Gläser auf der Veste Coburg, Bodenfach für Salzlösungen fürs Foto geöffnet. © Heiner Grieb, Veste

Aufruf zur Beteiligung an der Erprobung von Salzlösungen in Sammlungen

Merkblatt zum Mitmachen erschienen

 

Unter dem Vortragstitel „Kaliumcarbonat – die Lösung“ wurde auf der Tagung der VDR-Fachgruppe ‚Präventive Konservierung‘ zur Sammlungspflege Anfang Juli 2022 eine fast vergessene Methode zur Klimatisierung von Vitrinen wieder in Erinnerung gebracht: Offene Schalen mit gesättigten Salzlösungen auf dem Vitrinenboden stellen eine feste Luftfeuchtigkeit ein. Besonders geeignet sind Magnesiumnitrat (RH = 53 %) und – neu für museale Anwendungen - Kaliumcarbonat (RH = 43 %). Diese Werte sind fast Temperatur unabhängig und die Lösungen geben keine korrosiven Gase ab. Leider wurde diese Methode durch Silikagel-Produkte fast völlig verdrängt, obwohl diese eine geringere Kapazität haben und des Öfteren regeneriert werden müssen.

Sulfide, Acetate und Formiate, die auch heute noch als Neubildungen auf Exponaten gefunden werden, weisen auf die immer noch aktuelle Schadstoffproblematik hin. Fast zu schön, um wahr zu sein: Es zeichnet sich ein weiterer Vorteil ab. Salzlösungen funktionieren auch als Schadstoffabsorber, wie am Beispiel von Formaldehyd eindrucksvoll nachgewiesen werden konnte [Saturated salt solutions in showcases: humidity control and pollutant absorption. Herit Sci 10, 54 (2022). https://doi.org/10.1186/s40494-022-00689-3].

Jetzt startet ein neues, von der DBU-gefördertes Forschungsprojekt (Az. 38338/01), in dem am Lehrstuhl für Messtechnik in Saarbrücken die Absorptionsfähigkeit auch für andere Schadgase geprüft wird (siehe RESTAURO 7/2022, S. 36-39).

Parallel dazu sollen in möglichst vielen Museen Erfahrungen mit dem Einsatz von Salzlösungen über ein ganzes Jahr gesammelt werden (Koordination: Kunstsammlungen der Veste Coburg). Dafür braucht man nur Testvitrinen und Datalogger zur Klimamessung. Für Interessierte ist dazu gerade ein Merkblatt zum Mitmachen erschienen, das unter profdreggert@gmail.com angefordert werden kann.

Nach Vorbild von ‚Citizen Science‘-Projekten sollen die Beobachtungen von möglichst vielen gesammelt werden und bei Projektabschluss in einen Leitfaden für Neu-Anwender münden. So kann jede/r daran mitwirken, eine nachhaltige, passive und ausfallsichere Methode ohne Stromverbrauch zur breiten Anwendung zu bringen. Gute Luft in Vitrinen und gleichzeitig Energie einsparen: Was will man mehr?

Prof. Dr. Gerhard Eggert
Institut für Konservierungswissenschaften
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart