Die 5 wichtigsten Inhalte der VDR-Mitgliederversammlung

Schließungen von Restaurierungsstudiengängen und einzigartigen Fachrichtungen ziehen einen Fachkräftemangel und damit verbunden erhebliche Einschränkungen beim sachgemäßen Erhalt zahlreicher Kulturgüter nach sich.

Immer stärker sichtbar wird in Deutschland auch die Umstrukturierung der europäischen Hochschullandschaft im Zuge der Bolognareform. Unabhängig vom Studienfach gilt in der Gesellschaft der Bachelor-Abschluss als berufsqualifizierend. Auch in der Restaurierung verlässt eine zunehmende Zahl an Studierenden die Hochschulen bereits nach dem Bachelor – häufig getragen von dem großen Wunsch sich zunächst Praxiskenntnisse anzueignen und Geld zu verdienen. Während dieser Praxiserfahrungen erst entwickeln die Abgänger ein Gespür dafür, ob ein Master nachgelegt wird oder nicht und ob dies ebenfalls im Fach „Konservierung-Restaurierung“ erfolgt. Zu beobachten ist, dass Bachelor-Restaurator:innen im Masterstudium vermehrt in andere Bereiche wechseln, wie z.B. die Fachplanung. Beispiele sind Studiengänge wie „Bauwerkserhaltung“, „Fachplaner:in Denkmalpflege“ oder naturwissenschaftliche und kulturerbebezogene Spezialisierungen. Diese Masterabsolvent:innen sind hoch qualifiziert, weisen jedoch kein konsekutives Restaurierungsstudium auf, wie es E.C.C.O. und der VDR für die Aufnahme als Ordentliches Mitglied (OM) verlangen. Sie können genauso wie Bachelors im VDR zunächst lediglich „Assoziiertes Mitglied“ werden, sich jedoch nach vier Jahren zum OM weiterqualifizieren.

Vor diesem Hintergrund regte der VDR die Mitglieder zur Diskussion an. Mehrere Restaurator:innen berichteten, dass es in manchen Fachrichtungen inzwischen durchaus qualifizierte Mitarbeiterstellen für Bachelors gibt; teils aus Spargründen, teils aber auch, weil für gewisse Tätigkeiten keine höheren Qualifikationen erforderlich sind. Der VDR hat bislang nur 33 assoziierte Mitglieder, was nahelegt, dass die Verbandsstruktur für Absolvent:innen mit Bachelor oder nicht konsekutivem Master nicht attraktiv genug ist. Der große Wunsch: für diese Menschen eine Handlungsfähigkeit im Verband herzustellen und integrative Strukturen zu schaffen, die die Vielfalt des Berufsbildes reflektieren – ohne jedoch Master und Diplom abzuwerten.

Hierfür braucht es konkrete Ideen. Präsidiumsmitglied Julia Brandt, die das Thema moderierte, schlug vor, die Bachelor-Absolvent:innen gezielt anzusprechen, um zunächst die Gründe zu erfahren, warum sie kein Mitglied sind und was für sie wichtig wäre. Erst dann weiß man, ob zum Beispiel mangelndes Stimmrecht ein Grund ist oder ob konkrete Weiterqualifizierungs-Maßnahmen für eine Verbandsmitgliedschaft ausschlaggebend sein könnten.
Um am Thema weiterzuarbeiten, möchte man eine Strategiegruppe bilden. Diese könnte gleichermaßen Bachelor- und Master-Absolvent:innen stichprobenartig befragen, was für sie ausschlaggebend ist, im Verband Mitglied zu werden.

Das Existenzgründerseminar und Tagungen des VDR fungieren bereits als „Mutmacher“ für den Nachwuchs, berichtete RiA-Sprecherin Lale von Baudissin. Der VDR müsse jedoch die Sorgen der Absolvent:innen nach dem Studium noch genauer in den Blick nehmen und gestandene Restaurator:innen mit dem Nachwuchs vernetzen. “Wie können fertige Restaurator:innen die Absolvent:innen an die Hand nehmen?” lautet die zentrale Frage. In Berichten von Absolvent:innen werden viele offene Fragen deutlich, diese bräuchten Antworten aus dem Leben und persönliche Beratung. Helfen könnte, so ist man sich auf der MV einig, – neben den bereits vorhandenen FAQ und der telefonischen Beratung der IGSF – eine engere Anbindung der Landesgruppen-Mitglieder an die Hochschulen. Vor dem Hintergrund, dass der Abschluss des Studiums großen Stress bedeutet und die Pandemie dem Elan zu gründen weiter geschadet hat, wäre ein Mentoringprogramm an solchen neuralgischen Punkten hilfreich. Zusätzlich wären Abendveranstaltungen eine gute Idee, etwa zu Themen wie „Selbstständig mit Kind“ oder „Wie weiter nach dem Studium?“. Auch eine Telefonberatung sei möglich.

In der Diskussion wird auch die Möglichkeit des Volontariats in den Museen und neuerdings auch in der Denkmalpflege genannt. Dieses bringe viel praktisches Wissen mit sich und führe zu einem beidseitig sehr produktiven und progressiven Austausch. Die jungen Restauratoren bringen neues Wissen mit und profitieren von der Berufserfahrung der Kolleg:innen. Somit sei ein Volontariat kein “Billigjob”, sondern als Weiterbildung zu verstehen. Eine Lücke zwischen Ausbildung und Beruf kann überbrückt werden.