Am 18.12. 2020 ist der Buchrestaurator Günter Kreienbrink nach einem erfüllten Leben im Alter von 89 Jahren verstorben. Von Geburt an durch die Littlesche Krankheit beeinträchtigt, war er aber immer bestrebt, ein möglichst normales Leben zu führen. Geboren wurde er in Karwitz, und seine Kindheit verbrachte er in Tychow (Hinterpommern). Nach der Flucht kam er 1946 nach Erfurt, wo er über 70 Jahre lebte und arbeitete.
Günter Kreienbrink absolvierte eine Handbuchbinderlehre und danach ein Studium für Buchrestaurierung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Tätig war er in der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek Erfurt, wo er schwerpunktmäßig die Handschriften der bedeutenden mittelalterlichen Bibliotheca Amploniana restaurierte. Besonders hervorzuheben ist dabei die Restaurierung der Pergamenthandschriften und der Copert-Einbände. Daneben hat er zahlreiche unikale Frühdrucke, wertvolle Grafiken und Karten aus dem Bibliotheksbestand restauriert. Immer galt sein Bestreben auch der Sicherung von geeigneten Lagerungs- und Ausstellungsbedingungen für den Schutz des empfindlichen Kulturguts. Zudem engagierte er sich von Anfang an erfolgreich für den Aufbau und die kontinuierliche Erweiterung sowie Verbesserung der Ausstattung der Restaurierungswerkstatt der Erfurter Bibliothek.
Über seine Tätigkeit in der Bibliothek hinaus restaurierte er auch andere bedeutende Objekte, wie beispielsweise die Matrikel der Universität Erfurt aus dem Stadtarchiv Erfurt, das Gebetbuch der Heiligen Elisabeth und die Lutherbibel aus der Wartburgstiftung Eisenach.
Immer arbeitete er sehr kollegial mit anderen Restauratoren zusammen. Er gab sein reiches Wissen an Restauratoren, auch anderer Fachrichtungen, weiter und konnte selbst fachübergreifende Kenntnisse erwerben. Sein umfangreiches Fachwissen, seine ausgezeichnete fachliche Arbeit, die er trotz seiner Behinderung mit großer Perfektion ausführte, und sein unermüdliches Wirken für den Erhalt von Büchern und Kulturgut aus Papier – auch über das Erreichen des Rentenalter hinaus – machten ihn zum Vorbild für die jüngere Generation von Restauratoren. Seine Kenntnisse und Erfahrungen stellte er immer wieder Eigentümern von Kulturgut, Fachkollegen und Berufsanfängern wie Praktikanten und Studenten zur Verfügung. Trotz seiner körperlichen Beeinträchtigungen gelangen ihm beispielhafte berufliche Erfolge, die im Jahr 2007 auch Anerkennung durch die Verleihung des Kulturpreises der Stadt Erfurt erhielten.
Wir verlieren mit Günter Kreienbrink einen bedeutenden Restaurator, großartigen Kollegen und wunderbaren Menschen.
Karin Kosicki