Genauso wie sich Gisela Gulbins für ihren Wunschberuf regelrecht begeistern kann, ist sie auch im Berufsverband engagiert dabei. Schon früh hat sie erkannt, dass es nicht nur schön ist, als Restauratorin zu arbeiten, sondern, dass das heutige Berufsbild der Öffentlichkeit mit viel Offenheit, Pragmatismus und Ausdauer vermittelt werden muss. Dieser Aufgabe möchte sie sich als Präsidiumsmitglied weiterhin intensiv widmen. Seit 2019 hat sie außerdem das Amt der Schatzmeisterin und Vizepräsidentin inne.
Meine Arbeit im VDR
„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ - diesem Spruch von Karl Valentin kann ich als Restauratorin nur zustimmen, allerdings wohl in einem anderen Sinne, als ihn der Kabarettist verstand. Eine spannendere Arbeit ist für mich nur schwer vorstellbar, denn schon seit meiner Schulzeit hat mich die Restaurierung als Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Handwerk fasziniert, weil sie genau meinen Interessen entsprach und immer noch entspricht.
Durch die Mitgliedschaft in der AdR und später im VDR habe ich viele Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, die meine Begeisterung teilen, erfuhr aber auch, wie wichtig es ist, den Beruf weiter zu entwickeln, Qualitätsstandards zu definieren und wenn nötig zu verteidigen. Als Vorsitzende bzw. stellvertretende Vorsitzende der Fachgruppe Kunsthandwerk organisierte ich jahrelang Fachtagungen und -exkursionen mit, um die Kommunikation und den Austausch zwischen Kolleginnen und Kollegen zu fördern und um selber dazuzulernen.
Kommunikation und Austausch sind auch bei der Arbeit im Präsidium entscheidend. Das gilt für das Amt der Vizepräsidentin und Schatzmeisterin, welches ich seit der letzten Wahl innehabe genauso wie für Schwerpunktaufgaben, welche sich im Laufe meiner Amtszeit ergaben. Ich kümmere besonders um die Belange der Museumsrestaurator:innen und bin Ansprechpartnerin für die Fachgruppen innerhalb des Verbandes. Das Mentorenprogramm zur Unterstützung des Nachwuchses liegt mir ebenfalls sehr am Herzen. Mir ist außerdem wichtig, den Verband der Restauratoren als selbstverständlichen, professionellen Ansprechpartner für alle Fragen des Kulturerhalts weiter zu etablieren. Die Vergangenheit zeigt, dass wir hier auf einem guten Weg sind. Eine wichtige Aufgabe des Verbandes in der Zukunft wird es sein, auf Veränderungen in der Ausbildungslandschaft zu reagieren. Wir müssen Wege finden, unsere Mitgliederzahlen zu halten - besser zu steigern - und gleichzeitig unsere Qualitätsstandards nicht aufzugeben.
Es würde mich freuen, wenn Ernst Barlachs Aphorismus „Zu jeder Kunst gehören zwei: einer, der sie macht, und einer, der sie braucht.“ irgendwann im öffentlichen Verständnis erweitert werden würde zu „Zu jeder Kunst gehören drei: einer, der sie macht, einer, der sie braucht und einer, der sie erhält“.
Zu meiner Person
Nach dem Abitur in Heidelberg absolvierte ich ein knapp dreijähriges Restaurierungspraktikum am Historischen Museum der Pfalz in Speyer. Dies war die Vorbereitung für mein Studium der Restaurierung von archäologischen, ethnologischen und kunsthandwerklichen Objekten an der Kunstakademie in Stuttgart, welches ich 2001 mit Diplom abschloss. Während der diversen Semesterferien erhielt ich Gelegenheit, in Hannover, Wien, Exeter und Troja weitere Erfahrung zu sammeln.
Ende 2001 begann ich ein Volontariat an den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim und hatte das Glück, einige Zeit später eine Festanstellung als Restauratorin für Kunsthandwerk am selben Hause angeboten zu bekommen. Viele Jahre später und zwei Kinder weiter teile ich mir die Stelle inzwischen mit einer Kollegin, und mein Arbeitsfeld hat sich inhaltlich etwas verschoben. Anstatt wie früher vor allem Objekte zu restaurieren, beschäftigen wir uns nun hauptsächlich mit präventiver Konservierung, Depotplanung, Umzugsplanung, sowie Ausstellungsauf- und -abbau.