Berufsbild Restaurator:in
Kunstwerke und Kulturgüter stiften Identität und geben uns einen lebendigen Einblick in die Vergangenheit. Sie zu schützen und für die Nachwelt zu bewahren, ist die besondere Aufgabe der Restauratoren.
In unserem Berufsbild (PDF) geben wir Einblick in das Tätigkeitsfeld und die verschiedenen Fachrichtungen der Restaurierung.
Restaurator:innen tragen eine große Verantwortung gegenüber unserem kulturellen Erbe. In Ihren Händen liegen unwiederbringliche Originale.
Die Einsatzgebiete von Restaurator:innen sind vielfältig. Sie arbeiten an Museen, Archiven und Bibliotheken, in der Denkmalpflege, Forschung und Ausbildung und sind oftmals selbständig tätig. Dabei haben sie sich in aller Regel auf eine Objekt- oder Materialgruppe spezialisiert, wie z.B. auf Möbel, Papier, Gemälde, moderne und zeitgenössische Kunst, Architekturoberflächen, Glas, Textilien, archäologische und ethnologische Gegenstände, technische Kulturgüter usw.
Unabhängig vom jeweiligen Arbeitsfeld ist das Leistungsspektrum der Restaurator:innen sehr komplex. Es umfasst nicht nur die selbstständige Entwicklung und praktische Ausführung von Konservierungs- und Restaurierungskonzepten, einschließlich der notwendigen Voruntersuchungen und Dokumentationen, sondern auch die fachliche Beratung von Eigentümern sowie die Planung, Steuerung und Überwachung von komplexen Projekten. Regelmäßig leisten Restauratoren wichtige Forschungsbeiträge.
Der Beruf hat sich in den letzten Jahrzehnten auch international von einem ursprünglich handwerklich-künstlerisch orientierten Beruf zu einer wissenschaftlichen Disziplin mit fundierter Hochschulausbildung entwickelt, die Theorie und Praxis in sich vereint.
Restaurator:innen haben nicht nur ein geschultes künstlerisches Einfühlungsvermögen und einen guten kunsthistorischen Überblick, sie verfügen auch über detaillierte Kenntnisse von historischen Erscheinungsformen verschiedener Objektgattungen und deren Materialien, sowie über ein fundiertes chemisches und physikalisches Wissen. Zudem arbeiten sie interdisziplinär.
Da Methoden und Techniken sich ständig weiterentwickeln und unser kulturelles Erbe die bestmögliche Erhaltung verdient, gilt für Restaurator:innen das Prinzip des lebenslangen Lernens, bei dem der nationale und internationale Austausch nicht mehr wegzudenken ist.
Restaurieren heißt nicht "wieder neu machen"!
Restaurierungsarbeiten bedeuten für die zu behandelnden Objekte immer eine Veränderung. Deshalb sollten minimale Eingriffe in die Originalsubstanz das Ziel jeder Restaurierung sein. Restauratoren überlegen deshalb sehr genau, welche Maßnahmen sie anwenden und welchen Einfluss diese auf das Material und das Erscheinungsbild des zu restaurierenden Werks haben könnten, auch noch Jahrzehnte nach der Intervention. Die Restaurierung respektiert den „Alterswert“ eines Werkes. Sie würdigt die Spuren der Geschichte und Vergänglichkeit. Generell haben konservatorische Maßnahmen, die der reinen Erhaltung eines Objektes dienen, immer Vorrang vor restauratorischen Maßnahmen.
Die Erwartungen an die Ergebnisse einer Restaurierung sind meist hoch. Vielfach erwarten Auftraggeber, dass Restauratoren den bearbeiteten Objekten ein neuwertiges Aussehen verleihen oder ein deutlicher „Vorher-Nachher-Effekt“ eintritt. Dies ist jedoch niemals die Absicht einer fachgerechten Restaurierung. Eine gute Restaurierung bleibt überwiegend unsichtbar. Denn Restaurieren heißt, anders als der lateinische Begriff „restaurare“ suggeriert, eben nicht „neu machen“.
Zur Arbeitsweise von Restaurator:innen
Eine kritische, methodisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung, welche das Werk vor jeder Maßnahme in allen wesentlichen Dimensionen zu verstehen sucht und zugleich die Konsequenzen jedes Eingriffs rechtzeitig abwägt, geht einer konservatorischen oder restauratorischen Behandlung stets voraus.
Die Voruntersuchung besteht aus der Identifizierung des Objektes, einer Bestimmung seiner Bestandteile sowie der Beurteilung seiner Bedeutung als Kulturgut. Außerdem müssen Art und Umfang der bisherigen Veränderungen identifiziert und die Ursachen für Schäden am Werk ermittelt werden. Danach gilt es, die Ergebnisse der Untersuchung korrekt zu interpretieren, ein Konservierungs- und Restaurierungskonzept zu entwickeln, stets die Konsequenzen restauratorischer Tätigkeit zu überschauen und die Verantwortung für die Ausführung zu übernehmen.
Was beudetet eigentlich konservieren?
Die Konservierung umfasst rein erhaltende, die überlieferte Substanz sichernde Maßnahmen. Konservatorische Eingriffe am Werk haben das Ziel, den Zustand zu stabilisieren und weiteren Verfall aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen.
In den letzten Jahren hat die sogenannte Präventive Konservierung zunehmend an Bedeutung gewonnen. Auch diese hat das Ziel, weiteren Verfall zu verhindern oder zu verlangsamen, wobei hier jedoch nicht in das Werk selbst eingegriffen wird, sondern Einfluss auf die Umfeldbedingungen eines Kunstwerkes, kulturhistorisch wertvollen Gegenstandes oder Baudenkmals genommen wird. Dies geschieht z.B. durch die Regulierung des Klimas im Depot oder indem der Restaurator für konstante Temperatur- und Feuchtigkeitswerte in Ausstellungsräumen und für eine angemessene Lichtsituation sorgt. Im Zeitalter von Großausstellungen und den damit verbundenen Kunsttransporten muss der Restaurator zudem sicher stellen, dass die Rahmenbedingungen so gestaltet sind, dass die Werke auch weite Reisen unbeschadet überstehen.
Was bedeutet eigentlich restaurieren?
Die Restaurierung geht über die oben genannten Konservierungsmaßnahmen hinaus. Unter einer Restaurierung ist ein unmittelbares Tätigwerden am Kulturgut zu verstehen mit dem Ziel, eine bessere Lesbarkeit herzustellen. Dabei werden dessen ästhetische, historische und physische Eigenschaften soweit wie möglich respektiert. Restaurieren bedeutet, eventuell auch Ergänzungen oder Rekonstruktionen vorzunehmen, die sehr behutsam auszuführen sind und sich dem historischen Objekt unterordnen müssen.
Weiterführende Informationen
Eine Definition von "Konservierung-Restaurierung" und "Präventiver Konservierung" gibt auch der Europarat in seinen Factsheets von 2018.