TEFAF fördert erneut Restaurierungsprojekte

Der Tefaf Museum Restoration Fund unterstützt die Konservierung und Restaurierung wichtiger Werke in der National Gallery in Großbritannien und im  Museum Volkenkunde in den Niederlanden. Das Executive Committee der European […]

Der Tefaf Museum Restoration Fund unterstützt die Konservierung und Restaurierung wichtiger Werke in der National Gallery in Großbritannien und im  Museum Volkenkunde in den Niederlanden.

Das Executive Committee der European Art Foundation (TEFAF) hat insgesamt 50.000 € aus dem TEFAF Museum Restoration Fund zur Unterstützung vergeben. Zwei besondere und komplexe Restaurierungs- und Konservierungsprojekten wurden ausgewählt, deren Durchführung auch künftigen Generationen zugutekommt: Ein Projekt findet mit der National Gallery, Großbritannien, und ein weiteres mit dem Museum Volkenkunde, Niederlande, statt. In der National Gallery fördert der Fond die Restaurierung des berühmten Werkes „Das Reiterportät Karls I.” von Anton van Dyck (1599 – 1641), einem imposanten Gemälde des Königs. Im Museum Volkenkunde unterstützt der Fund Arbeiten an einem bisher unbekannten, einzigartigen achtteiligen Wandschirm des japanischen Künstlers Kawahara Keiga (1786 – um 1860) mit dem Titel „Ansicht von Deshima in der Bucht von Nagasaki“.

Der 2012 gegründete TEFAF Museum Restoration Fund unterstützt die Restaurierung und Konservierung bedeutender Werke in Museen und Institutionen weltweit. Museen und Institutionen, die die TEFAF Maastricht besucht haben, können eine finanzielle Förderung beantragen. Eine unabhängige Expertenkommission sichtet dann die Anträge und vergibt die finanziellen Mittel. Ein wesentliches Element der „TEFAF-DNA“ ist die Förderung einer breiten Kunstszene. Mit dem Fonds unterstreicht die TEFAF ihr kontinuierliches und nachhaltiges Engagement für das kulturelle Erbe der Welt.

Präsentationen zu den jeweiligen Projekten werden auf der TEFAF Maastricht, der weltweit renommierten Kunst- und Antiquitätenmesse, gezeigt, die in diesem Jahr vom 16. bis 24. März im MECC (Maastricht Exhibition and Congress Centre) im niederländischen Maastricht stattfindet.

Van Dyck Equestrian portrait of Charles I
Van Dyck Equestrian portrait of Charles I

Die National Gallery, Großbritannien

Die National Gallery verfügt über eine der weltweit bedeutendsten Gemäldesammlungen und zieht jedes Jahr zwischen fünf und sechs Millionen Besucher an. Das Museum lädt seine Besucher ein auf eine Reise durch sieben Jahrhunderte europäische Kultur, diese reicht vom 13. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Bei dem Werk „Das Reiterporträt Karls I.” von Anton van Dyck, bei dem ein umfangreiches Programm an Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten erforderlich ist, handelt es sich um eine Ikone und um ein äußerst beliebtes Werk der Sammlung.
Das Gemälde ist eines von nur zwei Reiterporträts Karls I., die van Dyck zugeschrieben werden (das andere, frühere Porträt, das Teil der Royal Collection ist, hängt im Schloss Windsor). Van Dyck war ein erfolgreicher flämischer Porträtist sowie ein versierter Zeichner und Radierer. Heutzutage ist er vor allem für seine Darstellungen von Karl I. und dessen Hof bekannt. Der Künstler entschied sich, mit diesem Reiterporträt die Reitkünste des Königs zu dokumentieren ‒ ein Attribut, das häufig mit Tugend und Mut in Verbindung gebracht wird. Darüber hinaus erinnert das Gemälde an die Reiterstatuen der Kaiser im antiken Rom, wodurch auch die weltliche Macht des Königs betont wird. Das Gemälde ist derzeit im Van-Dyck-Raum (Raum 21) der Nationalgalerie ausgestellt.
Um Experten für Konservierungsarbeiten zu Übungszwecken an Teilen des Restaurierungsprozesses teilnehmen zu lassen, wird das Museum mit der Conserving Canvas Initiative der Getty Foundation zusammenarbeiten. Außerdem wird es einen Gruppenworkshop für 20 bis 30 Teilnehmer geben, der es einer Gruppe von Restauratoren ermöglicht, sich über das Projekt zu informieren.
Die Restaurierung des Werks „Das Reiterportät Karls I.“ wird die gesamte Ausstrahlung des Gemäldes verbessern, das Gemälde wird für die Besucher lesbarer und das ästhetische Gesamtempfinden bei der Rezeption des Werks erlebbarer.

View of Deshima in Nagasaki Bay - Kawahara Keiga (Museum Volkenkunde)
View of Deshima in Nagasaki Bay - Kawahara Keiga (Museum Volkenkunde)

Museum Volkenkunde, Niederlande

Das Museum Volkenkunde ist neben dem Tropenmuseum in Amsterdam und dem Afrikamuseum in Berg en Dal eines der drei Museen, die zusammen das Nationalmuseum der Weltkulturen in den Niederlanden bilden. Zusammen umfassen diese die Niederländische Nationalsammlung mit über 450.000 Objekten und 1.000.000.000 Fotografien aus der ganzen Welt. Das Nationalmuseum der Weltkulturen entdeckte und erwarb kürzlich den unbekannten und einzigartigen Wandschirm „Ansicht von Deshima in der Bucht von Nasaki“ des japanischen Künstlers Kawahara Keiga.
Das Werk, das 1836 oder etwas später datiert wird, besteht aus insgesamt acht Paneelen. Im Entstehungszeitraum waren die Niederländer die einzigen Europäer, denen es gestattet war, mit Japan Handel zu treiben, dies jedoch ausschließlich von ihrer Handelsbasis auf der künstlichen Insel Deshima aus. Das niederländische Schiff Marij en Hillegonda, das in der Ansicht einen zentralen Platz einnimmt, segelte nur ein einziges Mal nach Japan. Keiga verfügte über das Privileg, frei nach Deshima reisen zu können, was ihm eine visuelle Darstellung der japanisch-niederländischen Beziehungen ermöglichte.
Bei diesem Werk handelt es sich um ein bedeutendes künstlerisches Zeugnis der japanisch-niederländischen Beziehungen im 19. Jahrhundert; es kann in seinem jetzigen Zustand weder der Öffentlichkeit gezeigt noch transportiert werden. Der derzeitige Zustand erfordert vielmehr eine vollständige Restaurierung. Nach Abschluss der Konservierungsmaßnahme wird es als künstlerisches Tor fungieren, das Museumsbesuchern die volle Breite der japanischen Sammlungen im Museum Volkenkunde eröffnet. Darüber hinaus lädt es dazu ein, das Leben in Japan zu Beginn des 19. Jahrhunderts und die einzigartige Rolle des niederländischen Handels in dieser Zeit besser zu verstehen.

Rachel Kaminsky, private Kunsthändlerin aus New York und frühere Leiterin der Abteilung für Gemälde Alter Meister bei Christie's; David Bull, Gemälderestaurator und ehemaliger Chairman of Painting Conservation an der National Gallery of Art, Washington D.C.; Dr. Kenson Kwok, Gründer und ehemaliger Gründungsdirektor des Asian Civilisations Museum und des Peranakan Museums in Singapur; Carol Pottasch, leitende Restauratorin und Konservatorin am Mauritshuis in Den Haag, bilden gemeinsam die internationale Expertenjury, die für die Auswahl und die finanzielle Zuwendung des Funds im Jahr 2019 verantwortlich zeichneten.

Quelle: Pressemitteilung der TEFAF vom 15. Januar 2019