Anne Harmssen ist seit November 2017 neu im Präsidium. Die dynamische Restauratorin ist zahlreichen Mitgliedern bereits durch ihr langjähriges, tatkräftiges Engagement im Berufsverband bekannt. Im Präsidium möchte sie künftig ihren reichen Erfahrungsschatz rund um das Thema Veranstaltungen und Weiterbildung einbringen. Dabei ist es ihr ein Anliegen, dass der Verband den fachübergreifenden Diskurs befördert, die interdisziplinären und internationalen Beziehungen stärkt und sich in Politik und Gesellschaft Gehör verschafft.
Meine Arbeit im VDR
Seit 1982 bin ich bereits ordentliches Mitglied in einem Restauratorenverband, zunächst in der Arbeitsgemeinschaft der Restauratoren (ADR), dann im Verband der Restauratoren (VDR). In der ADR hatte ich über mehrere Jahre das Amt der Gruppensprecherin der Auszubildenden inne, im VDR übernahm ich über viele Jahre die Leitung der Fachgruppe Gemälde. Seit 2012 war ich Vorsitzende der Landesgruppe Hessen und wurde Ende 2017 in das Präsidium gewählt.
Der Verband der Restauratoren bietet für mich die ideale Plattform zum fachlichen Austausch und zum Kennenlernen von neuen Kolleg_innen, vor allem auch aus anderen Fachgebieten. Ich denke, dass das offene Gespräch über Methoden und Materialien mit Kolleg_innen im In- und Ausland die Grundlage für jegliche Weiterentwicklung in unserer Berufspraxis ist.
Im Rahmen meiner Tätigkeit im Präsidium werde ich mich vorrangig mit den VDR-Veranstaltungen beschäftigen und mich um das Thema Weiterbildung kümmern. In der Vergangenheit habe ich bereits viele Tagungen organisiert. Dabei galt mein Interesse besonders fachübergreifenden Themen, die zugleich für benachbarte Wissenschaften von Interesse sind. Daran möchte ich anknüpfen. Ich sehe es als eine meiner Aufgaben an, fach- und länderübergreifende Tagungen zu übergeordneten Themen zu fördern und nach Möglichkeiten einer kostentragenden Umsetzung zu suchen. Gern würde ich unsere Mitglieder motivieren bei Fachtagungen auch unsere Nachbardisziplinen, Kunsthistoriker und Naturwissenschaftler mit ins Programm zu holen, sofern es dem Thema dienlich ist.
Die Tatsache, dass unser Dachverband E.C.C.O. erstmalig in diesem Jahr den Tag der Restaurierung europaweit am 14. Oktober ausruft, gerade passend zum Europäischen Kulturerbejahr, erfreut mich ganz besonders, und ich werde gern alle Energien in die Etablierung dieses jährlich wiederkehrenden Ereignisses stecken. Es ist eine großartige Gelegenheit gemeinsam, lautstark und europaweit auf unser Berufsbild aufmerksam zu machen. Hier können wir uns bei zukünftigen Auftraggebern und auch der Politik für die Bedeutung unserer langjährigen praktischen und akademischen Ausbildung Gehör zu verschaffen! Wir werden viel Werbung für diesen Tag machen und in allen Medien versuchen Aufmerksamkeit zu erreichen. Ich wünsche mir von Herzen eine große Beteiligung aller Restauratoren aus den Hochschulen, den Museen und Denkmalämtern und den privaten Restaurierungsateliers. Beteiligen Sie sich und zeigen Sie, was wir für den Kulturerhalt zu leisten vermögen!
Vielleicht, und das hoffe ich sehr, schaffen wir auf diese Weise nach und nach bundesweit den Berufstitelschutz durchzusetzen.
Zu meiner Person
Nach meiner sechsjährigen Ausbildung zur Gemälde- und Skulpturenrestauratorin im Museum und privaten Restaurierungswerkstätten bin ich ab 1987 im Herzog Anton Ulrich Museum, Braunschweig, als Gemälderestauratorin tätig gewesen. Während dieser Zeit im Museum hatte ich die Möglichkeit über ein Stipendium der Carl-Duisberg-Gesellschaft ein halbes Jahr an das Canadian Conservation Institute nach Ottawa, Kanada zu gehen, was eine wunderbare Bereicherung meines fachlichen Wissens, aber auch der menschlichen Kontakte war.
Nach den 18 Jahren im Herzog Anton Ulrich Museum war es Zeit für einen beruflichen Wechsel, der sich im Jahr 2004 ergab. Mit der ganzen Familie zogen wir für zweieinhalb Jahre nach Dunedin in das herrliche Neuseeland. Dort übernahm ich die Leitung der Restaurierungsabteilung der Dunedin Public Art Gallery und des Otago Settlers Museum. Es war eine unglaublich anregende und unvergessliche Zeit, in der ich viel Neues aus unserem Berufsfeld lernte.
Dennoch zog es mich in das alte Europa zurück, und eine Bewerbung an den herausragenden Sammlungen der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) in Kassel zeigte Erfolg. So leite ich seit Juni 2007 mit sehr viel Freude die Abteilung Restaurierung der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK), welche ein hoch motiviertes Team aus elf Restauratoren in neun Fachgebieten vereint. Die MHK, bestehend aus fünf Museen und drei Schlossmuseen mit insgesamt zwölf Sammlungen, sowie vier historisch eingerichteten Schlössern, mit einem Planetarium und weiteren zahlreichen Garten- und Baudenkmälern, bietet dem Restauratorenteam ein umfangreiches und vielfältiges Arbeitsfeld.
Ich bin stolz darauf, an dieser Stätte arbeiten zu dürfen. Es ist ein unglaublich spannendes Arbeitsprogramm, welches das Restauratorenteam hier in sehr produktiver Zusammenarbeit mit den Sammlungsleitungen, aber auch mit der Unterstützung durch fast 20 externe Restauratorenkolleg_innen pro Jahr zu leisten hat.
Mein besonderes Interesse ist, in Kassel alle zwei bis drei Jahre sowohl nationale als auch internationale Fachtagungen und Workshops zu organisieren, damit Restauratoren sich über diese Plattform weiterbilden und thematisch vernetzen können. Die UNESCO-Weltkulturerbestätte in Kassel mit Bergpark und barocken Wasserspielen bieten hierfür einen äußerst reizvollen Tagungsort.